Die angeblich so starre katholische Kirche hat sich am Wochenende erstaunlich beweglich gezeigt. Da wollen sich die Bischöfe stärker um die Wiederverheirateten kümmern, die Theologie-Professoren eine neue Stellungnahme zur Sexualität erarbeiten, die Gemeinden die Sorge um die Armen nicht mehr nur an den Caritas-Verband delegieren – und in vielen Bereichen der Kirche sollen künftig Frauen mehr Verantwortung bekommen. Katholische Priesterinnen wird es dennoch nicht geben. Doch bei der Dialogveranstaltung in Hannover ist deutlich geworden, dass es auch unterhalb der zentralen katholischen Lehr-Themen eine Menge Dinge gibt, die im Sinne einer glaub- und liebenswürdigeren Kirche verändert werden können – und dass viele aktive Katholiken mit solchen Veränderungen zufrieden wären. Schließlich will kaum jemand von ihnen evangelisch werden. Gerade die Bischöfe haben sich – etwa beim kirchlichen Arbeitsrecht – erstaunlich weit vorgewagt. Diesen Weg müssen sie konsequent weiter gehen und ihn gegen Bremser in den eigenen Reihen verteidigen. Sonst wird immenser Frust der Gläubigen die Folge sein. Aber auch jeder Katholik, dem seine Kirche am Herzen liegt, wird durch Engagement Verantwortung übernehmen müssen. Hannover hat Mut gemacht, dass sich dies lohnt.