Schärfer konnten die Kontraste nicht sein. Feuerstürme in arabischen Hauptstädten – westliche Botschaften brennen, Diplomaten in Todesangst vor einem rasenden Mob. Und inmitten dieses Flächenbrands aus Hass, Gewalt und Chaos der fragile Besucher aus Rom: Papst Benedikt XVI.

Einzig Beirut blieb während der dreitägigen Visite eine Insel der Ruhe in einem Meer von Aufruhr und Gewalt. Nebenan in Syrien tobt ein Bürgerkrieg, gleichzeitig blasen die Radikalen der gesamten Region zur Generalabrechnung. Die islamischen Eiferer haben mit dem Westen viele Rechnungen offen – Afghanistan, Irak, die Treue zu Israel und jahrzehntelange Komplizenschaft mit den Autokraten der Region.

Gleichzeitig geraten die Christen des Orients in den Strudel gottgewisser Polarisierer. Geistige Brandstifter denunzieren ihre Landsleute als Handlanger des Westens oder gar als Ungläubige. Und seit dem Arabischen Frühling zeichnet sich ab, dass die nächsten Jahrzehnte der Region wahrscheinlich dem politischen Islamismus gehören, hinter dessen Haltung zu Freiheit und Pluralität viele Fragezeichen stehen. Hunderttausende Christen sind im letzten Jahrzehnt schon geflohen.

Aus Rom gekommen war ein alter Mann, der über weite Strecken am Ende seiner Kräfte schien. Dennoch empfanden die bedrängten Christen seine warmherzigen Predigten, auch seinen persönlichen Mut zu dieser Reise, als wohltuende Zuwendung. Atemlos hingen die jungen Menschen an seinen Lippen, dankbar nahmen die Gläubigen beim Abschlussgottesdienst seine Worte zum Krieg in Syrien auf.

Benedikts Angebot von einem neuen christlich-islamischen Wertebund für Mäßigung und Respekt, Vernunft und Racheverzicht richtet sich an alle Muslime guten Willens, auch wenn die Offerte zunächst einmal in den Flammenbildern der arabischen Nachrichtenkanäle unterging. Zu den vom Papst beschworenen Werten von Frieden und Zivilität, Toleranz und Verständnis aber gibt es keine Alternative, soll das Zusammenleben von Orient und Okzident nicht eines Tages vollends aus den Fugen geraten.