Essen. Bertelsmann-Studie sieht schon in wenigen Jahren einen Überschuss an Lehrpersonal. Doch nicht alle Grundschulen werden davon profitieren.
Unbesetzte Stellen, ausfallende Unterrichtsstunden, zu große Klassen, schlechte Lernatmosphäre, überforderte Lehrkräfte - wer sich heute an Grundschulen von Vertretungsstunde zu Vertretungsstunde hangelt, wird es kaum glauben: Der Lehrermangel ist bald vorbei? Schon in wenigen Jahren gibt es weit mehr ausgebildete Grundschullehrkräfte als benötigt werden, zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie. Auch wenn der Befund überlasteten Schulen in ihrer aktuellen Lage wenig hilft, so macht er doch Hoffnung auf eine absehbare Verbesserung.
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Doch vielerorts wird es so schnell nicht gehen, wie die Studie nahelegt. So sieht das Schulministerium in NRW erst im nächsten Jahrzehnt eine leichte Entlastung für die Grundschulen. Auch dürfte sich die prekäre Lage an vielen Schulen in sozial schwierigen Vierteln absehbar kaum ändern, da junge Lehrkräfte, die sich eine Stelle aussuchen können, erfahrungsgemäß eine Schule mit einem „pflegeleichten“ Publikum vorziehen.
Gegen den Schweinezyklus
Was indes keine Prognose berücksichtigen kann, ist der berühmte Schweinezyklus. Wenn es zu viele Lehrkräfte gibt, werden junge Menschen wegen schlechter Berufsaussichten eine andere Ausbildung wählen. Die Lehramtsabsolventen fehlen dann in sieben, acht Jahren an den Schulen. Und dann ist wieder von Mangel die Rede – und so fort.
Um diese Schwankungen aufzufangen, muss die Politik die sich bietende Chance nutzen. Klassen können kleiner werden und die individuelle Förderung besser. Hausaufgabenbetreuung, Sprachförderung, Arbeitsgruppen, Begleitung von Kindern mit Förderbedarf, Ganztag – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Schulen in Brennpunktvierteln könnten eine Unterstützung durch mehr Stellen sicherlich gut gebrauchen. Dann dürften künftig auch in NRW die Ergebnisse der nächsten Leistungsstudie besser werden.
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