Trauer und Wut in Israel sind nach dem Terror nachvollziehbar. Die kommende Bodenoffensive wird blutig werden.

Jan Jessen

Die beispiellose Terror-Attacke der islamistischen Hamas auf Israel ist nun eine Woche her. Der Schock nach dem Angriff, der Israel so unvermittelt wie überraschend getroffen hat, ist mittlerweile im Land einer Mischung aus Trauer, Wut und Angst gewichen.

Angst herrscht um das Schicksal der Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt wurden und von denen schon einige bei den israelischen Vergeltungsschlägen ums Leben gekommen sein sollen. Unter ihnen ist auch ein Dutzend Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Getrauert wird in Israel um die mehr als 1300 Toten, die von den Terroristen umgebracht wurden. Die sozialen Medien sind voll mit den Bildern und den furchtbaren wie erschütternden Geschichten der Opfer. Wut herrscht über das schier unglaubliche Versagen der israelischen Geheimdienste, weit mehr aber über die islamistischen Mörderbanden, die das Grauen über Israel gebracht haben. Den Menschen im Gazastreifen halten viele Israelis vor, den Terror der Hamas zu begrüßen und zu bejubeln. Unterschiede zwischen den bewaffneten Terror-Gruppen und der normalen Bevölkerung werden kaum noch gemacht. Deshalb herrscht auch im Gazastreifen große Angst.

Auch die Menschen im Gazastreifen sind Geiseln der Hamas

Die Menschen dort wissen: Die Luftschläge sind nur der Anfang. Die bevorstehende Bodenoffensive wird blutig werden. Und die Bewohner des Gazastreifens haben keine Möglichkeit zu fliehen. Ägypten lässt keine Flüchtlinge hinein. Außenministerin Annalena Baerbock hat bei ihrem Besuch in Netivot nahe dem Gazastreifen gesagt: „In diesen Tagen sind wir alle Israelis“, und natürlich muss die Solidarität zu Israel uneingeschränkt und umfassend sein. Jede Relativierung oder Täter-Opfer-Umkehr, wie sie von propalästinensischen Gruppen derzeit betrieben wird, ist schändlich und verbietet sich. Jedoch dürfen die Menschen im Gazastreifen nicht vergessen werden. Auch sie sind Geiseln der Hamas.