Der Sabotageverdacht beim finnischen Pipelineleck liegt nah. Und ist ein neuer Beleg dafür, wie leicht kritische Infrastruktur zu verletzen ist.
Auf welche Weise politisch motivierte Straftäter auch unserem Land schaden können, haben wir zuletzt wieder erleben können, als Linksextremisten vor etwas über einem Monat „die Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur“ sabotierten – und im Raum Hamburg die Bahn lahmlegten.
Es ist natürlich noch keineswegs genau geklärt, was sich da in der Nacht zum Sonntag auf dem Grund des finnischen Meerbusens abgespielt hat und ein Gasleck auslöste sowie Kommunikationskabel zerstörte. Der Verdacht der Sabotage liegt aber nahe. Die betroffene Gaspipeline kreuzt ja sogar die vor einem Jahr gesprengte Leitung Nord Stream.
Ein Auftrag für Sisyphus
Und es stellt sich die Sorge ein, dass nun auch Deutschlands Energieadern ausgerechnet kurz vor Beginn des Winters ins Visier von Saboteuren geraten könnten. Auszuschließen ist das nicht.
Die erwartbaren üblichen Gelöbnisse, nicht nur die Ursachen des Lecks genau herauszuarbeiten, sondern die Überwachung der kritischen Infrastruktur zu verstärken, hat es schon gegeben. Allein: Das einzulösen, ist ein Auftrag für Sisyphus.
Unsere Infrastruktur ist überaus verletzlich
Wollte man, nur ein Beispiel, in Deutschland allein die Gleise genauer in den Blick der Überwacher nehmen, müssten diese sich um fast 40.000 Kilometer Schiene kümmern. Einzäunungen werden professionell vorgehende Täter weder abschrecken noch abhalten, die Verkehrsinfrastruktur zu schädigen. Auf dem Meer dürfte es noch schwieriger sein, den Überblick zu behalten und vor allem gegebenenfalls kurzfristig einzuschreiten, um größere Schäden zu verhindern.
Wir werden uns also damit abfinden müssen: Unsere Gleise, unsere Leitungen für Energie und Daten, aber auch unsere soziale Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Stadien sind überaus verletzlich, sie bieten exzellente Ziele für Straftäter, die ein ganzes Land treffen möchten, ohne schwere Waffen einzusetzen – und sind letztlich wohl nicht umfassend zu schützen.