In der Debatte über Asyl werden Migranten häufig stigmatisiert. Das vergiftet die Diskussion um echte Probleme. Warum es jetzt Fakten braucht.

Das Thema Migration macht seit ein paar Wochen immer wieder Schlagzeilen: Einige Medien präsentieren Migranten als Bedrohung für die Sicherheit und den Wohlstand der Bevölkerung. Heftige Diskussionen über Maßnahmen zur Eindämmung von irregulärer Migration werden geführt. Aber auch Politikerinnen und Politiker verbreiten in Talkshows populistische Aussagen über Asylbewerberinnen und Asylbewerber. All das zeigt, wie in öffentlichen Auseinandersetzungen über Flucht und Migration mal wieder rassistische Bilder und Aussagen reproduziert werden.

Solche Äußerungen seitens der Politikerinnen und Politiker dienen nicht dazu, die Wählerstimmen für die AfD in den kommenden Landtagswahlen in Bayern und Hessen zu halbieren, sondern führen dazu, die Stimmung gegen Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, aufzuhetzen. Denn statt zu erwähnen, dass Asylanträge in Deutschland deutlich niedriger als in den Jahren 2015 und 2016 sind, verbreiten sie falsche Behauptungen. Die Aussagen von Friedrich Merz zu Zahnarztbesuchen von Migranten sind da nur ein Beispiel.

Viel zu selten kommen Migrantinnen und Migranten in Medien selbst zu Wort. Stattdessen gibt es gerade in sozialen Medien anonyme, nicht nachvollziehbare Behauptungen über Menschen, die nach Deutschland kommen. Das stärkt Vorurteile und lässt Migrantinnen und Migranten als eine Bedrohung erscheinen. Diese Diskussion hat ein Niveau erreicht, auf dem nicht mehr offene und konstruktive Argumente ausgetauscht werden, sondern Vorwürfe und Rechtfertigungen dominieren.

Viele Kommunen sind derzeit überlastet. Bürgerinnen und Bürger haben Angst vor der zunehmenden Zahl irregulärer Migranten. Das kann man verstehen. Allerdings sollten Politiker und Medien verantwortungsbewusst handeln und aufpassen, dass ihre Aussagen Migranten nicht stigmatisieren. Tatsachen müssen benannt werden. Aber niemand sollte pauschal zum Sündenbock gemacht werden.