Die Klimabewegung verliert an Rückhalt. Sie ist aber wichtig für den gesellschaftlichen Druck, den wir für die Transformation brauchen.

Die grünen „Fridays for Future“-Fahnen sind weniger geworden. Im März 2019 protestierten weltweit Millionen für den Klimaschutz. Lange her! Heute gibt sich die Aktivistin Luisa Neubauer nachdenklich, weil nach einer Studie der Organisation „More in Common“ die Unterstützung der Bevölkerung für die Klimabewegung auf 34 Prozent gesunken ist. „Fridays for Future“ (FFF) litt lange still unter den Aktionen der „Letzten Generation“, die man nicht öffentlich kommentieren wollte. Nun aber ließ sich Luisa Neubauer den Satz entlocken, es sei an der Zeit zu hinterfragen, ob die Strategie der umstrittenen Gruppe „so aufgehe“.

Die Grünen sagten „Danke!“

Was Greta Thunberg vor fünf Jahren angestoßen hat, ist immer noch bemerkenswert, auch wenn manche FFF-Anhänger enttäuscht auf die arg geschrumpften Protestmärsche schauen. „Fridays for Future“ brach wie ein Wirbelsturm in die letzten Jahre der Merkel-Ära hinein und katapultierte den Klimaschutz auf der politischen Agenda weit nach oben. Der beschleunigte Kohleausstieg war ein wichtiger Erfolg der Bewegung, die erfolgreiche Klage gegen das Klimaschutzgesetz, das dann überarbeitet wurde, ebenso. Und die Grünen sagten „Danke!“ für den Rückenwind bei der Bundestagswahl: 14,8 Prozent.

Aber die Transformation der Gesellschaft, die „Fridays for Future“ und mit ihnen viele Forscherinnen und Forscher einfordern, ist ein Marathon. Ein Sportler, der einen solchen Lauf schaffen will, muss trainiert haben und Ausdauer mitbringen, aber auch die Zuversicht haben, dass es klappen kann. Und das ist es, was vielen Menschen heute fehlt: die Zuversicht. „Fridays for Future“ hat sie uns damals eingepflanzt – mit den Fahnen in der Farbe Grün, die für die Hoffnung steht.

Städte mit mehr Lebensqualität

Unsere Gesellschaft braucht eine neue Zuversicht, dass das, was vor uns liegt, zu schaffen ist. Es geht um die Haltung, mit der wir auf die Probleme schauen. Wollen wir der Regierung pauschal die Kompetenz absprechen oder lieber hinschauen, wie viele Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag schon umgesetzt wurden? Es sind beachtliche 38 Prozent. Wollen wir uns die Zukunft als Apokalypse vorstellen oder an Städten mit mehr Grün und mehr Lebensqualität arbeiten? Wollen wir Veränderungen boykottieren oder Erfolgsgeschichten erzählen?

Der richtige Ansatz in unserer polarisierten Debatte ist nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern einander die Hand zu reichen. Dann kann es auch wieder gelingen, diesen wichtigen gesellschaftlichen Druck aufzubauen, den „Fridays for Future“ 2019 genutzt hat, um Zuversicht in Taten umzuwandeln.