Die Bundesregierung hat den ersten Schritt gemacht, die Abgabe und den Konsum von Cannabis zu legalisieren. Das birgt erhebliche Risiken.

Die gute Nachricht ist: SPD, FDP und Grüne sind sich offensichtlich mal einig. Die schlechte Nachricht: Es gibt leider allzu viele andere, immens größere Probleme, die ein entschiedenes gemeinsames Handeln der Bundesregierung erfordern würden. Die Legalisierung des Kiffens steht auf der Prioritätenliste der größten Sorgen der Mehrheit der Menschen wirklich nicht ganz oben. Höchstens vielleicht bei den knapp zehn Prozent der Deutschen, die sich gelegentlich mit Cannabis das Hirn vernebeln, kann die Regierung mit diesem Thema punkten.

Die Ampel schickt sich nun an, einen Haken hinter einen Punkt der Koalitionsvereinbarung zu setzen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hofft auf mehr Kontrolle, weniger Kriminalisierung, weniger Dunkelfeld, Austrocknen der Dealer-Szene und weniger mit gefährlichen, unberechenbaren Chemikalien gestreckte Rauschmittel.

Cannabis ist kein Rauschmittel, sondern ein Rauschgift

Auf der anderen Seite steht die unabstreitbare Gesundheitsschädlichkeit und die Tatsache, dass so manche schwere Drogenkarriere mit dem ersten Joint begonnen hat. Wenn das Tabu erstmal gebrochen ist … Der Jugendschutz wird eine große Herausforderung werden. Mediziner weisen darauf hin, dass das menschliche Gehirn erst mit Mitte 20 voll entwickelt ist. Bis dahin ist regelmäßiges Kiffen Gift für die Entwicklung. Da ist das Rauschmittel ein Rauschgift!

Das Gesetz wird wohl kommen, und die Verantwortlichen müssen aufmerksam beobachten, welche Folgen es hat. Sollten sich die Hoffnungen nicht erfüllen, müssen wieder strengere Regeln her – so wie das im europäischen Ausland teilweise schon geschehen ist.

Die Diskussion um Cannabis wirft aber noch eine ganz andere Frage auf. Wie kann es sein, dass sich Politiker, die eine Legalisierung von Cannabis ablehnen, überhaupt nichts dagegen haben, dass 16-Jährige ungehinderten Zugang zu Alkohol haben. Man muss schon große Scheuklappen aufhaben, wenn man bei der Kundgebung im Bierzelt gegen eine „rot-grüne Kifferkoalition“ in Berlin wettert und die sturzbetrunkenen Jugendlichen hinterm Zelt nicht sieht.