Düsseldorf. Familien, die die Ferien verlängern, sind dreist. Das ist aber kein Grund für den Staat, Kinderärzte zu Kontrolleuren zu machen.
Familien, die schon in die Ferien starten, obwohl die Kinder noch in der Schule sein müssten, haben gute Argumente. Der frühe Termin erspart ihnen womöglich mehrere hundert Euro Reisekosten, und in den Schulen geht es in den Tagen vor den Sommerferien nicht mehr um Prüfungen, sondern vielleicht „nur“ um einen Klassenausflug.
Das sind allerdings sehr egoistische Argumente. Wer Ferienbeginn und -ende zur Privatsache erklärt, der handelt dreist und ist respektlos gegenüber der großen Mehrheit der Familien, die sich an die Schul- und Ferienzeiten halten. Es ist im Übrigen auch eine Frechheit den Lehrkräften gegenüber. Ein Wandertag, ein Tag im Museum, ein Theaterstück gehören genauso selbstverständlich zur Schule wie Tests und Klausuren. Daher ist der Wunsch der für Schule zuständigen Behörden, „Ferienverlängerung“ zu verhindern und Uneinsichtige zu bestrafen, nur zu verständlich.
Ärzte sind fürs Heilen zuständig
Nur sollten sie damit nicht die Kinder- und Jugendmediziner behelligen. Die haben nämlich Wichtigeres zu tun und dürfen nicht vom Staat als Kontrolleure vereinnahmt werden. Kinderärztinnen und -ärzte sind fürs Heilen zuständig, für Vorsorge und guten medizinischen Rat. Gäbe es Kinderärzte im Überfluss, könnte man darüber nachdenken. Aber vielerorts fehlen diese Mediziner, und die Teams in den Praxen arbeiten oft am Limit.
Wenn also der Staat die Attestpflicht und Kontrollen für notwendig hält, dann muss er dafür eigene Kräfte aufbauen, zum Beispiel in Gesundheits- und Ordnungsämtern und bei der Polizei. Das geht nicht von heute auf morgen, denn auch diese Behörden sind dünn besetzt und haben Wichtiges zu tun. Dennoch: Ärzte als „Schul-Hilfssheriffs“? Das geht gar nicht.