Die neuen Gewaltausbrüche im Kosovo bergen weltpolitische Risiken. EU und USA sind zurecht alarmiert.

Rund 2000 Kilometer sind es von NRW aus nach Pristina, der Hauptstadt des Kosovo. Die Ukraine ist ähnlich weit entfernt, zugleich haben der dortige Krieg und die Lage in der südosteuropäischen Republik Kosovo viel miteinander zu tun.

Nach Ausschreitungen in dem Land, das sich 2008 für unabhängig von Serbien erklärte, blicken nicht nur die EU und die USA mit großer Sorge auf diese Region. Auch die chinesische Regierung hat hier ihre Finger im Spiel. Denn Peking hält nichts von einem unabhängigen Kosovo. Genauso wie es Taiwan als Teil Chinas betrachtet, sieht es das Kosovo weiter als festen Bestandteil von Serbien. Es ist die gleiche Logik, mit der auch Russland die Ukraine als zugehörig betrachtet. Im kleinen Kosovo sollen also Exempel statuiert werden. Und das ist nicht gut für die Weltpolitik, die ohnehin schon angespannt genug ist. Insgesamt ist die Lage auf dem Balkan erneut brisant und hoch kompliziert. Und leider ist das schon seit mehr als hundert Jahren so.

Nato-Truppen sollen für Ruhe sorgen

Die Unabhängigkeit des Kosovo war von Anfang an umstritten. Viele Staaten erkannten die Republik zwar an, nicht aber China, Russland und Serbien. Auch Spanien oder Griechenland sehen die Autonomie kritisch.

Weil es immer wieder zu Ausschreitungen und Gewalt zwischen den ethnischen Gruppen in dem Land kam, versuchen Nato-Truppen für Ruhe zu sorgen. Doch nachdem nun diese Truppen in der vergangenen Woche von Mitgliedern der serbischen Minderheit im Kosovo angegriffen wurden, herrscht in Brüssel und Washington Alarm. Nicht zuletzt liegt der Verdacht nahe, dass der serbische Regierungschef Aleksander Vucic mit der Stimmungsmache im Kosovo von eigenen Fehlern ablenken möchte. Peking stützt indes Vucic, auch Putin dürfte das Spiel gefallen.

Lichtblick aus Belgrad

Der einzige Lichtblick in der unübersichtlichen Lage ist der große Protest vieler Serben in Belgrad, die ein Ende der Gewalt fordern.