Ob Recep Tayyip Erdogan weiterregieren kann, hängt auch von den Türken in NRW ab. Er hat an Ansehen eingebüßt.

Es war im Februar 2008, als Recep Tayyip Erdogan vor knapp 20.000 begeisterten Landsleuten in der Kölnarena Wahlkampf für sich und seine Partei AKP machte. Erdogan war der Besuch in Deutschland damals sehr wichtig, weil die hier lebenden Türken erstmals in den Konsulaten wählen durften. Kanzlerin Merkel hatte ihm das zugesagt.

Bis dahin mussten die hier ansässigen Türken zur Stimmabgabe in die Heimat fliegen. Dass ein Großteil von ihnen Erdogan wählen würde, wurde 2008 noch nicht als Problem angesehen. Schließlich sah es zu jener Zeit noch so aus, dass die Türkei einmal Mitglied der EU werden könne. Wie sehr sich die Lage doch inzwischen verändert hat ...

Die Türken waren stolz auf ihn

Ob die hier lebenden Türken immer noch so begeistert hinter Erdogan stehen, ist nicht ausgemacht. In seinen Anfangsjahren war der AKP-Chef äußerst beliebt: Er hatte die Wirtschaft nach vorn gebracht, das Land modernisiert – die Türken waren stolz auf ihn. Er vermittelte ihnen Selbstbewusstsein, was vielen als verloren gegangen erschien.

Doch inzwischen geht es vielen Menschen in der Türkei nicht mehr gut. Die Inflation galoppiert, Wohnen und Leben sind teuer geworden. Jeder merkt das. Auch die vielen Verwandten in NRW, die sehr gut informiert über die Lage im Land sind.

Toleranz und Pressefreiheit dürften noch mehr beschnitten werden

Es wäre schlecht, wenn das Ergebnis am 14. Mai nur knapp ausgeht. Sollte die AKP verlieren, könnte Erdogan (ähnlich wie Trump) von einer gestohlenen Wahl sprechen. Sollte er gewinnen, wird er wohl die radikalen Grauen Wölfe und Dschihadisten mit ins Bündnis nehmen müssen. Menschenrechte, unabhängige Justiz, Toleranz und Pressefreiheit dürften dann noch mehr beschnitten werden.

Doch auch die jetzige Opposition hätte es schwer, wenn sie gewänne. Die wirtschaftlichen Probleme bleiben, die Herausforderungen nach dem Erdbeben auch. Wie es ausgeht, hängt auch von der Einstellung der hier lebenden Türken ab.