Vielerorts blieben städtische Einrichtungen zu, auch Bahnen und Busse wurden bestreikt. Heftig ist Verdi in die Verhandlungsrunde eingestiegen.

Bahnen und Busse bleiben in den Depots, Kinder dürfen nicht in die Kita, der Müll bleibt liegen, das Hallenbad ist geschlossen. Dieser Warnstreik trifft nicht die Verkehrsgesellschaften, nicht die Entsorgungsbetriebe, nicht die Träger von Kindergärten und Jugendfreizeiteinrichtungen. Dieser Streik, angezettelt von Verdi, trifft die Menschen an Rhein und Ruhr. Und er trifft die Wehrlosen. Schüler wissen nicht, wie sie in die Schule kommen sollen, Studierende kommen nicht zur Uni, Patienten nicht zum Arzt, Rentner nicht zum Seniorentreff. Dieser Warnstreik ist ein Ärgernis.

Dabei ist die Tarifautonomie ein hohes Gut. Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen frei aushandeln können, welchen Lohn es für die Arbeit gibt. Die Betonung liegt auf „Aushandeln“. Verdi ruft schon zum Warnstreik, da wurde noch gar nicht über Angebote gesprochen. Schon die Forderung von 10,5 Prozent ist happig und liegt sehr weit über moderaten Tarifabschlüssen in anderen Branchen. Und beim öffentlichen Dienst wissen alle, dass jeder Prozentpunkt mehr Lohnsteigerung automatisch weniger Geld im Portemonnaie der Bürger bedeutet. Städte werden Gebühren erhöhen müssen, um das zu bezahlen.

Das Muskelspiel dient eher der Profilierung von Gewerkschaftsvorsitzenden

Es gibt gute Argumente für gute Bezahlung im öffentlichen Dienst, der ja auch für die besten Köpfe als Arbeitgeber interessant sein muss. Und ja, es gibt einige, die nicht gut verdienen, denen die Inflation zusetzt und die jetzt einen Ausgleich brauchen. Aber die Bürgerinnen und Bürger sollte die Gewerkschaft bitte erst dann in Geiselhaft nehmen, wenn die Möglichkeiten am Verhandlungstisch ausgereizt sind. So hat man jedenfalls den Eindruck, als diene , denen die Mitglieder davonlaufen.

Und die städtischen Unternehmen darf man als Bürger schon fragen, warum es etwa keinen Notfahrplan für Bahnen und Busse gibt. Viele Beschäftigte sind nicht mehr in der Gewerkschaft. Warum arbeiten sie an einem solchen Tag nicht?

Das ist kein guter Start in weitere Verhandlungen. Jetzt sitzen sie sich am Tisch wieder gegenüber. Den Schwarzen Peter hat jetzt Verdi.