Der Konflikt zwischen Serbien und Kosovo ist eine Herausforderung an die europäische Politik. Denn Russland könnte ihn für seine Zwecke nutzen.
„Nicht schon wieder“, hat wohl mancher gedacht, nachdem Serbiens Regierung vor wenigen Tagen Haubitzen an der Grenze zu Kosovo hat auffahren lassen. Man fühlte sich sogleich an die Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine erinnert.
Tatsächlich ist die Lage in dieser Balkan-Region weiter sehr angespannt, obgleich Belgrad nun die Straßenblockaden entfernen ließ und auch Kosovo Gesprächsbereitschaft aussendete. Immerhin hat das ein wenig Druck aus dem Kessel genommen.
Dieser Konflikt auf dem Balkan ist kein Kind der Neuzeit, sondern schwelt seit mehr als hundert Jahren. Vor allem wegen des serbischen Nationalismus entzündete sich hier seinerzeit der Erste Weltkrieg.
Fantasie von Groß-Serbien ist nicht ausgeträumt
Auch heute sind die Fantasien von einem Groß-Serbien nicht ausgeträumt. Die serbischen rechten Ultra-Nationalisten gerieren sich da ähnlich wie Putin, der ebenfalls an das verlorene Zarenreich und Groß-Russland anknüpfen will.
Schon um die vorletzte Jahrhundertwende gab es enge Bande zwischen Moskau/St. Petersburg und Belgrad. Kein Wunder, dass Putin die serbischen Nationalisten in ihrem Streben nach mehr Macht und Gebiet unterstützt. Putins Plan ist klar: Er will die EU und die USA hier an einer weiteren Stelle im Osten Europas binden.
EU muss Staaten enger an sich binden
Tatsächlich ist die Lage höchst kompliziert. Im Kosovo leben sehr viele Serben, die lieber von Belgrad regiert werden möchten. Zugleich streben beide Staaten in die EU, wobei Serbien bei den Sanktionen gegen Russland nicht mitwirkt. Spannungen gibt es auch zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina.
Es spricht für die EU-Diplomatie (vor allem Deutschland und Frankreich waren aktiv), dass ein heißer Konflikt bislang vermieden wurde. Dreißig Jahre nach den Balkan-Kriegen zeigt sich, dass es in der Region weiter brodelt. Die EU hat dabei keine andere Wahl, als die dortigen Staaten enger an sich zu binden. Ansonsten macht es Moskau.