Chinas Covid-Politik ist extrem wechselhaft. Es liegt der Eindruck nahe, dass aus wirtschaftlichen Gründen nun auch Menschenleben riskiert werden.

Was mag wohl gerade in den Köpfen der Menschen in China vor sich gehen? Bereits im Januar 2020, als in Deutschland noch niemand eine Gefahr durch das damals neuartige Virus sah, riegelte die chinesische Regierung neben Wuhan zwei weitere Millionenstädte komplett von der Außenwelt ab.

Diese rigide „Null Covid“-Politik sollte das Riesenland knapp drei Jahre lang in Starre versetzen. Hunderte Millionen von Menschen wurden in ihren Wohnungen quasi eingesperrt, sie durften keine Kontakte pflegen, mussten sich immer wieder Tests unterziehen. Alles überwacht und kontrolliert durch die Sicherheitskräfte.

Staatsdoktrin konnte nur in totalitärem Staat funktionieren

Während bei uns in Deutschland einige Zeitgenossen über staatliche Eingriffe bei der Pandemiebekämpfung klagten und gern in Talkshows auftreten durften, duldete das chinesische System keinerlei Abweichler. „Null Covid“ war Staatsdoktrin, die so nur in einem totalitären Regime funktionieren kann.

Doch nun hat Xi Jinping die Rolle rückwärts vollzogen. Covid ist nur noch eine Art Erkältung. Und schon wird in den Bars in Peking oder Shanghai wieder gefeiert, während die Krankenhäuser keine Todeszahlen wegen Corona mehr melden. Genaues weiß man nicht.

Gewagtes Experiment der Durchseuchung

Es scheint so, als ob die chinesische Regierung mit einer großen Durchseuchung das erreichen will, was „Null Covid“ nicht schaffte. Es ist ein gewaltiges und gewagtes Experiment, bei dem Menschenleben keine sonderlich große Rolle spielen. Und man kann man nur erahnen, was die Chinesinnen und Chinesen wohl über diese extrem wechselhafte Art der Politik denken.

Am Ende war es die schiere Marktwirtschaft, die den Chef der kommunistischen Partei, Xi Jinping, zu diesem radikalen Kurswechsel bewegte. Der so wichtige Außenhandel Chinas lag am Boden. Nun sollen die Betriebe und Häfen wieder auf Hochtouren laufen, auch zum Wohle der Weltwirtschaft. Koste es, was es wolle.