Die Verkehrsminister diskutieren über ein 49-Euro-Ticket. Es wäre ein guter Schritt - aber für Geringverdiener immer noch zu teuer.
Was war das für ein Sommer! Wir konnten von Kiel bis Oberstdorf, von Aachen bis Frankfurt/Oder für 9 Euro pro Monat unterwegs sein, Millionen Menschen haben sich in volle Züge gequetscht, über Zugausfälle und verpasste Anschlüsse gemeckert und sich doch am Ende gefreut, dass sie ziemlich viel Geld gespart haben. Vor allem für Familien, die sich normalerweise keinen Urlaub leisten können, war das 9-Euro-Ticket ein Traumticket, um aus dem kargen Alltag herauszufahren – zum ersten Mal ans Meer mit den Kindern, zum ersten Mal in die große Stadt.
80,16 Euro für ein Ticket 2000
Vorbei! So günstig wird’s nie mehr. Wer soll’s auch finanzieren? Ein bundesweites 49-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, über das die Verkehrsministerkonferenz berät, ist weit von den superbilligen 9 Euro entfernt. Klar ist: Wer für ein Ticket 2000 in einer Großstadt an Rhein und Ruhr im Moment 80,16 Euro pro Monat zahlt, wird sich über den Vorschlag freuen. Aber für Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger sind 49 Euro bereits mehr, als sie sich leisten können. 196 Euro pro Monat müsste eine Familie mit zwei Kindern ausgeben. Das ist viel Geld.
Dennoch: Ein 49-Euro-Ticket wäre ein guter Schritt hin zu einem gerechteren ÖPNV. Fahrscheine sind teuer. Ein Schöner-Tag-Ticket nur für NRW kostet 30,60 Euro für eine Person – für einen Tag. Und man kommt damit auch nur bis Minden oder Bad Honnef, aber nicht weiter. Zudem spart man sich mit einem Ticket, das überall gilt, kräfteraubende Minuten an den vielen Fahrkartenautomaten.
Die Popularität des 9-Euro-Tickets hat bewirkt, dass es politisch zu gelingen scheint, sich auf einen Monatspreis zu einigen, der noch vor einem Jahr völlig utopisch schien. Das ist bemerkenswert.
Ein Schub für die Mobilitätswende
Klimaschützer fordern schon seit Jahren solch eine massive Preissenkung, um der dringend notwendigen Mobilitätswende einen ordentlichen Schub zu geben. Gut, eine 365-Euro-Jahreskarte wäre noch besser, wer möchte nicht für einen Euro pro Tag durch Deutschland reisen können?
Bleibt die Frage: Wie werden sich Bund und Länder über die Finanzierung des 49-Euro-Tickets einig? Seit Wochen wird darum gefeilscht, denn es geht um viel – auch um neue Züge und zusätzliches Personal. Eine Einigung wäre ein gutes und wichtiges Signal – für das Klima und für eine demokratischere Mobilität.