Flucht und Migration werden im Herbst und Winter wieder zunehmen. Wer das nicht will, muss jetzt energisch gegensteuern und Perspektiven schaffen.

Im Mittelmeer, konkret: in der Ägäis sind erneut Menschen ertrunken, die versucht haben, nach Westeuropa zu kommen. Zwei Schiffe sind vor den griechischen Inseln Lesbos und Kythira gesunken, mindestens zwanzig Geflüchtete sind gestorben. In diesem Jahr hat das Wasser des Mittelmeers bereits mehr als 1300 Menschen verschlungen. Es ist ein massenhafter Tod, der kaum noch beachtet wird.

Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. Jedoch werden Flucht und Migration im Herbst und Winter zu einem großen Thema werden, eines, auf das sich nicht nur die Behörden und die Politik, sondern auch die Gesellschaft vorbereiten müssen.

In der Türkei nimmt der Druck auf die Millionen Geflüchteten aus Syrien zu, immer häufiger kommt es dort zu Übergriffen und Gewalt. Im Norden Syriens, wo das Nato-Mitglied Türkei immer wieder bombardiert, sehen immer mehr Menschen keine Zukunftsperspektive, gleiches gilt für den Nordirak, wo noch immer Hunderttausende Geflüchtete aus der Zeit des IS-Terrors leben. In Afghanistan droht Hunderttausenden der Hungertod. Viele Länder Afrikas oder Asiens leiden unter den Folgen des Klimawandels. Es werden sich erneut viele Menschen auf den Weg machen.

Wer das nicht will, muss handeln und helfen, Lebensperspektiven in den jeweiligen Ländern zu schaffen. Aggressionen wie die der Regierung in Ankara müssen verurteilt und sanktioniert werden, damit sie unterbleiben. Eine Regierung in Bagdad muss dazu bewegt werden, Verantwortung für die eigenen Bürger zu übernehmen. Die Hilfen für Afghanistan müssen trotz Taliban-Herrschaft ausgebaut werden, ebenso die Unterstützung der vom Klimawandel betroffenen Länder.

Die Augen einfach zu verschließen und sie erst dann erstaunt zu öffnen, wenn die neue Massenflucht begonnen hat, nützt nichts. Zumal: Auch in der Ukraine könnte den Menschen ein harter Winter bevorstehen.