Ab 1. Oktober gilt der Mindestlohn. Für Niedriglohnempfänger ist’s gerade jetzt wichtig. Für viele Unternehmen ist es eine zusätzliche Belastung.
Auf den ab 1. Oktober geltenden Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde warten zahlreiche Beschäftigte sehnsüchtig. Angesichts geradezu explodierender Preise in vielen Bereichen merkt fast jeder, dass am Ende des Monats deutlich weniger im Portemonnaie übrig ist. Und bei denen, die bisher schon jeden Euro umdrehen müssen, weil sie etwa im Handel, beim Friseur oder in der Gastronomie arbeiten, reicht das Einkommen bald einfach nicht mehr aus. Angesichts der Inflationsrate, die in NRW aktuell die Zehn-Prozent-Marke übersprungen hat, ist der gesparte Zehner aus dem vergangenen Herbst heute nur noch neun Euro wert. Es ist aber wichtig, dass ein volles Einkommen ein Auskommen ermöglicht. Mehr noch: Arbeit muss sich lohnen, besonders im Vergleich zum Bezug von Sozialleistungen. Das ist die Basis dafür, dass man gerne arbeitet, mit seiner Stelle zufrieden ist, eine entsprechende Leistung abliefern kann. Deshalb ist der neue Mindestlohn richtig und wichtig.
Wir Kunden werden am Ende etwas dazu beitragen müssen
Die Kehrseite der Medaille: Für viele Arbeitgeber kommt die Erhöhung des Mindestlohns zur Unzeit. Rasant steigende Energiekosten, hohe Rohstoffpreise und durch Corona ausgedünnte Personaldecken zeichnen so manchem Chef bereits Sorgenfalten auf die Stirn. Der Mindestlohn sorgt nun für eine weitere. In vielen, besonders in kleinen und mittelständischen Firmen, geht die Zukunftsangst um, stehen Existenzen auf dem Spiel. Dass Unternehmen den steigenden Mindestlohn vom Gewinn abzwacken könnten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist in vielen Fällen nicht mehr so. Deshalb werden wir als Kunden und Verbraucher das Ja zum neuen Mindestlohn am Ende teilweise selbst bezahlen müssen: Friseure, Bäcker und Wirte werden angesichts der Gesamtlage die Preise anheben müssen. Darunter leiden dann wieder diejenigen am meisten, die am wenigsten in der Tasche haben.
Damit sich die soziale Schere nicht weiter öffnet, muss der Gesetzgeber nun jene belasten, die trotz der Krise immer noch viel in der Tasche haben. Und er muss denen helfen, die einfach nicht mehr auskommen. Das werden schon bald deutlich mehr sein – trotz Mindestlohn und dem am Donnerstag verkündeten Gaspreisdeckel, der auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung ist.