Dorothee Feller leitet ein Ministerium, das keiner haben wollte. Ihr Start ist geglückt, die echten Bewährungsproben kommen aber noch.
Von einer „Mission impossible“ war die Rede, von einem „politischen Himmelfahrtskommando“, von einem „Horror-Haus“ gar. Niemand wollte angeblich nach dem nordrhein-westfälischen Corona-Chaos der vergangenen beiden Schuljahre das Bildungsministerium in der neuen schwarz-grünen Regierung Wüst übernehmen. Hier gibt es wenig zu gewinnen und viel zu verlieren, wie man bei der gerupften FDP erfragen kann.
Zugegriffen hat schließlich die bislang recht unbekannte Verwaltungsjuristin Dorothee Feller, die nie Lehrerin war, nie Bildungsexpertin und nie gewählte Politikerin. Womöglich könnte ihr westfälisch temperierter Pragmatismus dem Ressort aber ganz guttun. Fellers frühzeitig vorgestelltes „Handlungskonzept Corona“ klingt zumindest vernünftig. Da sie es bei Tests, Masken und Distanzunterricht ohnehin nicht allen 6000 Schulen in NRW Recht machen kann, vertraut sie jenen, die jeden Tag im Klassenzimmer stehen: den 200.000 Lehrkräften im Land. Ein guter Start, wenngleich der Corona-Herbst negative Überraschung bereithalten könnte.
Als ehemalige Regierungspräsidentin weiß Feller wohl am besten, wie beliebt die permanente Einmischung von Aufsichtsbehörden bei Pädagogen vor Ort ist. Am Ende steht und fällt der Erfolg dieser Landesregierung jedoch mit den Megathemen Unterrichtsversorgung und Schulausstattung. Wenn es nicht gelingt, endlich Tausende offener Lehrerstellen zu besetzen, die Schulen zeitgemäß auszurüsten und die soziale Schieflage im zerklüfteten Bildungssystem zu korrigieren, ist die Bildungskatastrophe nicht fern. Dafür war der „Corona-Leitfaden“ für Marathonläuferin Feller nur eine erste, wenn auch nicht gering zu schätzende Aufwärmübung.