Die Verkehrswende ist eigentlich in vollem Gange. Besser gesagt: Sie sollte in vollem Gange sein. Wenn es da nicht diese vielen Probleme gäbe...

Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten heute entscheiden, mit welchem Verkehrsmittel Sie in fünf Jahren zur Arbeit kommen. Schließlich ist das Auto mit Verbrennermotor ein Auslaufmodell, die Suche nach Alternativen kann beginnen. Alleine die aktuellen Nachrichten zeigen, in welchem Dilemma wir stecken.

Wer etwa beim Blick auf das beliebte 9-Euro-Ticket mit dem Gedanken spielt, bald umwelt- und preisbewusst von einem Ort zum anderen zu gelangen, erfährt heute, dass die Idee zwar gut, aber schlichtweg zu teuer ist – wie die FDP-Bundesminister für Finanzen und Verkehr herausgefunden haben. Ganz abgesehen davon, dass die Bahn ständig zu spät kommt, ist mit dem Blick auf den Personalmangel bei den Lokführern sowieso fraglich, in welcher Dichte sie morgen überhaupt noch fährt. Also setzen wir, weil das mit dem Wasserstoff noch nicht so richtig konkret wird, aufs E-Auto? Aber bitte nicht gleich alle! Denn abgesehen von offenen Fragen beim Bauen, Recyceln und Löschen der Akkus sorgt das laut einigen Versorgern für erhebliche Belastungsspitzen, wenn viele ihr Auto gleichzeitig laden. Kommt der Netzausbau nicht rechtzeitig in Fahrt, droht mindestens zähfließender Verkehr bei der Ladegeschwindigkeit. Apropos laden: Nachdem sich der E-Roller in der Stadt wohl doch nicht flächendeckend als Alternative durchzusetzen scheint, bliebe noch das E-Bike – gäbe es nur endlich gut ausgebaute oder fertige Schnellwege…

Was sich vielleicht lustig liest, ist leider Ernst. Eine strukturierte Debatte darüber, mit welchen Verkehrsmitteln wir uns morgen wohin bewegen, ist sowohl im Bund als auch im Land nicht auszumachen. Einen solchen Plan zu haben, wäre aber nicht nur für uns Nutzer oder Eigentümer, sondern auch für die Wirtschaft wichtig, die eigentlich schon gestern hätte wissen müssen, wohin sie heute für morgen investieren kann.