Als Wirtschaftsministerin ist Mona Neubaur mit fast so viel Macht ausgestattet wie Ministerpräsident Wüst. Für beide Parteien geht es um viel.

Jede neue Regierung spricht am Anfang von großen Herausforderungen und davon, dass man gut harmonieren werde. Genau das muss jetzt die erste schwarz-grüne Landesregierung ab heute tun, die Aufgaben erscheinen so groß wie nie.

Hendrik Wüst führt zwar als Ministerpräsident das Landeskabinett an, doch Mona Neubaur ist mit fast ebenso viel Macht ausgestattet. Als Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie hat sie die Hebel in der Hand, um unser Land wirklich zu verändern.

In früheren Zeiten hätten Grüne nur ungern zum Wirtschaftsministerium gegriffen. Doch seit dem Ukrainekrieg und den Turbulenzen auf dem Energiemarkt müssen Industrie und Klimaschutz tatsächlich zusammen gedacht werden. Wie das gelingen soll, ist noch nicht ausgemacht.

Grüne und CDU sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen

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Dass Wüst diese gewaltige Aufgabe nun Neubaur überlässt, gleicht einem Balanceakt. Wenn es ihr gelingen sollte, die so wichtige Industrie an Rhein und Ruhr unabhängiger von Gas, Öl oder Atomstrom zu machen – dann nutzt das dem ganzen Land. Doch auf diesem Weg liegen viele Hürden, Natur- und Umweltverbände werden sich schon bald melden. Dass diese starken Gruppierungen nun ausgerechnet mit einer Grünen streiten müssen, wirkt wie eine Ironie der Geschichte. Wüst kann sich das als Chef alles anschauen, wohl wissend, dass Union und Grüne hier auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind.

In der Schulpolitik müssen die Christdemokraten nun beweisen, dass sie es tatsächlich besser können. Tausende neue Lehrer haben schon viele gefordert. Herzuzaubern sind sie aber nicht. Dies gilt auch für die nötigen neuen Stellen bei der Polizei.

Bürgerinnen und Bürger in NRW werden Koalition an ihren Taten messen

In allen Themen kann Schwarz-Grün nur dann wirklich verändern, wenn die Verkrustungen in den Behörden aufgebrochen werden. Auch das haben die letzten Landesregierungen stets versprochen, leider mit wenig Erfolg.

All das wissen die Menschen in NRW nur zu genau. Darum werden sie das erste schwarz-grüne Kabinett an seinen Taten messen. Nur wenn es gut laufen sollten, könnte aus der neuen NRW-Koalition auch ein Modell für Berlin werden.