Martin Korte sieht Chancen in dem neuen NRW-Krankenhauplan, aber auch Zumutungen für das ländliche Gebiet.
Es war klar, dass die Landesregierung kurz vor den Wahlen nicht verraten würde, ob und welche Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen geschlossen werden sollen. Das Ende von Kliniken anzukündigen, kostet immer Stimmen. Viele Stimmen. Ohnehin muss die umstrittene Reform nun noch auf regionaler Ebene durch die Gremien – was in Ordnung ist, denn der Sachverstand vor Ort ist bei Infrastruktur-Entscheidungen extrem wertvoll.
Mit ein bisschen Galgenhumor könnte man nun feststellen: In Südwestfalen dürften kaum noch Krankenhäuser dem Spardiktat zum Opfer fallen. Der Mark ist in den vergangenen Jahren unter den Schmerzen aller Betroffenen schon arg konsolidiert worden. Gewissheit gibt es aber nicht, denn es handelt sich, wie gesagt, um einen Markt. Wer dauerhaft Schulden macht, kann sich dort nicht halten – oder ist auf öffentliche Unterstützung angewiesen. Dazu muss sich eine Regierung deutlich bekennen, will sie die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum nicht ausbluten lassen. Zudem muss die Politik ihrer Lenkungsfunktion gerecht werden, damit die Anbieter sich nicht allein auf lukrative Geschäftsfelder beschränken. Es geht schließlich um viele Milliarden Euro.
Was zu denken gibt, ist die Tatsache, dass die 20-Minuten-Regel offenbar in der Politik auf breite Akzeptanz stößt. 90 Prozent der Bürger sollen in dieser Zeit ein Krankenhaus mit internistischer oder chirurgischer Versorgung erreichen können. Mit dem Pkw wohlgemerkt. Wie lang die ältere Dame, die ihren frisch operierten Ehemann besuchen möchte, im Winter mit dem Bus benötigt, steht nicht zur Diskussion. Und die restlichen zehn Prozent der Einwohner haben dann eben ein (Gesundheits-)Problem. Der Streit um die Zukunft der Krankenhauslandschaft, er hat noch gar nicht richtig begonnen.