Düsseldorf. Gäbe es das Talentscouting nicht, man müsste es erfinden. Die Westfälische Hochschule hat damit einen Leuchtturm ins Revier gestellt.
Das NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen gehört zu den Aushängeschildern des Ruhrgebiets und kann eine Blaupause sein für ganz Deutschland. Die Scouts, die von hier aus jungen Menschen bei der Berufs- und Studienentscheidung zur Seite stehen, beweisen, dass Lebenschancen nicht an die soziale Herkunft gebunden sein müssen. 15.000 Schülerinnen und Schüler in ganz NRW profitieren aktuell von diesem Programm, bisher sind es insgesamt schon 30.000.
Talentförderung greift das beste historische Vermächtnis des Reviers auf – Solidarität –, bringt Spezialisten hervor, die das Land benötigt, und löst Probleme von zwei Seiten: Einerseits liegt in vielen nichtakademischen Familien die Hürde, Kinder in ein Studium zu schicken, zu hoch, obwohl die Kinder die Hochschulreife haben. Andererseits gibt es in vielen akademischen Familien eine Art Automatismus, dass die Kinder auf jeden Fall studieren sollen. Auch das muss nicht die richtige Haltung sein. Denn an der klassischen Berufsausbildung haftet kein Makel. Sie schafft ebenfalls Lebenschancen.
Talentschulen und Talentscouting müssen noch stark ausgebaut werden
30.000 bisher geförderte Talente sind eine großartige Bilanz, aber in NRW könnten hunderttausende junge Menschen die Hilfe von Scouts gut gebrauchen. Damit sie sehen, wie viel Potenzial wirklich in ihnen steckt, und damit sie erkennen, dass man Familientraditionen auch hinterfragen kann. Mit den Talentschulen und mit den Talentscouts gibt es in NRW zwei Projekte, die Bildungsgerechtigkeit schaffen. Sie müssen dringend noch weiter ausgebaut werden. Eine Aufgabe für die Landesregierung, egal, wer nach der Wahl im Mai in NRW regiert.