Kommt Abellio noch irgendwie zum Zuge? Oder fährt ab Februar eine andere Firma? Und klappt das überhaupt? Das Pokern um die Linien dauert an.

Der Hauptgrund, warum Menschen nicht vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, ist fehlende Verlässlichkeit. Das Drama um den trudelnden Bahnanbieter Abellio ist der beste Werbefilm, um sich auch weiterhin lieber selbst ans Steuer zu setzen.

Die schöne neue Nahverkehrswelt, die rund 15 Jahre funktionierte mit neuen Anbietern und neuen Zügen – sie ist passé. Und Abellio trifft ein Gutteil der Schuld. Gewiss, auch andere Unternehmen kommen mit dem Geld nicht hin, Keolis – und damit der französische Steuerzahler – hat sich gerade für teures Geld rausgekauft.

Und gewiss: Dafür, dass nun das kaputtgesparte Bahnnetz vor lauter Aus- und Umbauten einem Flickenteppich gleicht, auf dem regulärer Bahnverkehr kaum mehr stattfindet, dafür können die Nahverkehrsanbieter nichts.

Schnelles Wachstum zum Dumpingpreis

Abellio allerdings hat sein schnelles Wachstum zum zweitgrößten Bahnanbieter in NRW offenbar zu Preisen erkauft, die sich gar nicht halten ließen. Dass nun ausgerechnet der Manager, der für Abellio die größten Verlustbringer abschloss, jetzt die Auflösung und mutmaßlich den Abschied von Abellio verhandeln muss, ist eine bemerkenswerte Pointe mit Beigeschmack. Genauso wie der Fakt, dass offenbar die Patronatserklärung des niederländischen Staates, der via der niederländischen Bahn NS hinter Abellio steht, keinen Euro wert ist,

Verlierer vom Fahrgast über den Steuerzahler bis zur Umwelt

Es ist für den juristischen Laien kaum vorstellbar, dass ein in die Pleite fahrendes Unternehmen über die selbst ausgelöste Notvergabe seinen Platz im Markt behält– und politisch ohnehin kaum vermittelbar. Dass dies für die unverschuldet mit in die Krise gerittenen Beschäftigten des Unternehmens die vielleicht angenehmste Lösung wäre, steht auf einem anderen Blatt.

Vermutlich werden die Mitarbeiter die Ersten sein, die jetzt aussteigen. Dann werden die Zugausfälle zunehmen – und weitere Ausstiege folgen. Die der Fahrgäste nämlich, die die Nase voll haben vom Poker um die Bahn. Ein Pokerspiel, das am Ende nur Verlierer kennt: den Steuerzahler, die Fahrgäste, die Abellio-Belegschaft und die Hoffnung auf eine gelingende Verkehrswende.