Die Landespartei versammelt sich hinter dem Laschet-Nachfolger - eine andere Wahl hat sie in trister Lage auch nicht.
Sieben Monate vor der Landtagswahl hat die NRW-CDU den Ernst der Lage begriffen. Nach dem Debakel im Bund, dem Höllensturz ihres Kanzlerkandidaten Armin Laschet und den nimmermüden Aktivitäten der Berliner Betriebssportgruppe „Wir gegen uns“ sucht der größte Landesverband sein Heil in der Geschlossenheit. Verkehrsminister Hendrik Wüst wurde mit einem Fabelergebnis ins Amt gewählt – obwohl er nicht nur Fans in der NRW-CDU hat, ihm die freundliche Integrationsfähigkeit Laschets nicht von jedem zugetraut wird und es einige Konkurrenten mit eigener Agenda gab.
Der intern noch immer populäre Laschet wird den Tag verfluchen, an dem er sich für eine Karriere in der Bundespolitik entschieden hat. Es ist nun schlicht „alternativlos“, sich hinter dem 46-jährigen Münsterländer Wüst zu versammeln, um ein Wort der scheidenden Angela Merkel zu bemühen. Die künftige Kanzlerpartei SPD ist auch an Rhein und Ruhr wieder kräftig im Aufwind. Mit der Ampel gibt es eine Machtoption jenseits der CDU. Und die schwarz-gelbe Regierungsbilanz in Düsseldorf wird von den 18 Millionen Einwohnern insgesamt seit der Corona-Krise längst nicht so begeistert beklatscht wie auf Parteitagen. Eine Wiederwahl im Mai 2022 ist also alles andere als ausgemacht.
Wenn man sich bei dieser Ausgangslage auch noch uneinig präsentierte, bräuchte man gar nicht erst anzutreten. Wüst muss kommende Woche mit knappster Mehrheit im Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt werden und dann schnell im Amt Profil gewinnen. Die demütige Haltung, die er an den Tag legt, ist ein guter Anfang. Zündende Ideen für die Zukunft wären auch nicht schlecht.