Essen. . Zur Bundestagswahl schreibt WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock, warum wir uns freuen können, in einem Land zu leben, in dem jede Stimme zählt.
Die Parteien und ihr Führungspersonal befinden sich im Endspurt zur Bundestagswahl. Mit dem Ende der Ära Merkel beginnt eine neue politische Zeitrechnung, von der noch niemand weiß, wie sie aussehen wird. Klar ist, dass es bis zum Schluss spannend bleibt und keiner vorauszusagen wagt, in welcher Farbkombination Deutschland künftig regiert wird. Sehr viel spricht dafür, dass ein Dreierbündnis notwendig ist, um die Mehrheit im Bundestag zu erreichen.
Aufgrund der in den vergangenen Jahren stetig gesunkenen Parteienbindungen und der noch großen Unentschlossenheit der Wählerinnen und Wähler, von denen viele erst in der Wahlkabine ihre Entscheidung treffen, gilt das Rennen ums Kanzleramt weiterhin als offen. Spannende Zeiten in einer funktionierenden Demokratie.
Freie, geheime Wahlen, bei der jede Stimme zählt
Bundestagswahl 2021 in NRW – Zum Ticker
Dies ist der geeignete Zeitpunkt, um einmal kurz inne zu halten und sich zu freuen, vielleicht sogar dankbar zu sein, in diesem Land zu leben. In einem freien Land mit freien, geheimen Wahlen, in dem der politische Streit nicht erstickt wird, sondern erwünscht ist. In dem jede Stimme zählt und Wahlen nicht gefälscht werden. In dem Medien nicht gleichgeschaltet sind. In dem Oppositionelle nicht eingesperrt, in Arbeitslager geschickt oder getötet werden. In dem Wahlergebnisse von allen Beteiligten anerkannt werden.
Mancher mag diese Gedanken befremdlich, vielleicht ja zu pathetisch finden. Dennoch: Wer zum Beispiel nach Belarus oder auf die jüngsten Duma-Wahlen in Russland mit einem vermeintlich lupenreinen Demokraten an der Spitze blickt, weiß, dass Freiheit und Gleichheit in vielen Staaten dieser Welt alles andere als selbstverständlich sind.
Jetzt kommt es auf die Wählerinnen und Wähler an, diese Demokratie auch zu leben und sich an der Wahl zu beteiligen. Lassen Sie uns unser vornehmstes Recht nutzen!