Nicht jedes deutsche Wort mit „innen“ ist gegendert.

Heiliger Hüfthalter!
Der frisch gewählte CDU-Bundestagskandidat des Hochsauerlandkreises zieht gegen
geschlechtersensible Sprache vom Leder. In dieser Mission lässt Friedrich Merz eine Krachleder-Nachricht auf Twitter absetzen: „Grüne und Grüninnen? Frauofrau statt Mannomann? (…) Hähnch*Innen-Filet? (…) Wer gibt diesen Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?“

Moment mal. Ein Begriff bleibt uns quer im Schnabel stecken. Es handelt sich um das Hähnchen-
Innenfilet. Das ist eine bekannte Ente. Ein selbsternannter Patriot hatte sich schon Ende 2017 darüber aufgeregt, dass die Discounter die gute alte Hühnerbrust umgetauft hätten. Seither lacht das Netz. Denn das Fleischstück heißt wirklich Hähnchen-Innenfilet. Unter uns westfälischen Hausfrauen kann man ja verraten, dass es sich dabei um den kleineren der beiden Muskeln des Hähnchenfilets handelt. Das Innenfilet verortet sich anatomisch auf der Innenseite der Hühnerbrust. Es wäre sowieso in der Sache unsinnig, Nomen wie Hühnerbrust oder Hähnchen zu gendern. Sie sind generisch nicht Maskulinum.

Nie beim Discounter an der Kühltheke

Ich weiß gar nicht, was ich an der Twitternachricht aus dem Hause Merz trauriger finden soll. Die Tatsache, dass Herr M. offenbar nie zum Aldi geht? Oder, dass er seinen Sauerländer Wählern eine fast vier Jahre abgehangene, längst tranchierte Ente als tagesfrischen Klare-Kante-Spruch aus eigenem Anbau serviert? Oder dass sein Team die eigene Anhängerschaft derart verachtet, dass es sich noch nicht mal die Mühe macht, richtig zu recherchieren? Der Kandidat Merz versichert der Welt, dass er weiß, wie es geht, gleichzeitig hält er Hähnchen-Innenfilet für Genderdeutsch. Man könnte Angst kriegen, ob so viel altväterlichen Humors.

Der Text schließt mit einem besitzanzeigenden Fürwort. „Wer gibt diesen Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?“ Unsere Sprache! 29,2 Millionen Männer und 31,2 Millionen Frauen entscheiden im September darüber, wer in den Bundestag einzieht. Diese 31 Millionen Frauen sind wohl nicht gemeint, wenn der Kandidat von „unsere Sprache“ spricht. Eine Sprache, die sich offenbar in Merzens Weltbild seit Olims Zeiten Veränderungen mannhaft widersetzt. Da möchten wir glatt das gute alte Fräulein reanimieren, das aus dem Duden ebenso schmerzlos ausgewildert wurde wie das Frauenzimmer, die Jungfer, die Matrone und der Blaustrumpf. Wie gut, dass wenigstens einer das nicht gemerkt hat.