Berlin. Die Grünen haben die K-Frage entschieden: Parteichefin Baerbock soll Kanzlerkandidatin werden. Eine ganz schön mutige, aber gute Entscheidung.

Wer wagt, gewinnt? Mit der Nominierung von Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin gehen die Grünen einen mutigen Schritt. Ganz sicher haben Habeck und sie alle möglichen Konsequenzen durchdiskutiert und dabei wohl auch im Blick gehabt, dass der 51-jährige Habeck wohl der gesetztere, der ausgleichendere, also der eher staatstragende Kandidat gewesen wäre. Zudem kann Habeck im Gegensatz zu Baerbock auf ein wenig Regierungserfahrung verweisen.

Dass die Grünen nun auf die 40-Jährige setzen, die noch keine kleine oder große Behörde geleitet hat, zeugt von enormen Selbstbewusstsein. Ihre Nominierung für das Kanzleramt stellt einen vorläufigen Höhepunkt in der Entwicklung der Partei dar, die vor rund 28 Jahren aus einer Protestbewegung heraus gegründet wurde. Wie haben sich die Grünen und wie hat sich Deutschland seitdem verändert… Derzeit scheint alles möglich, selten war eine Bundestagswahl offener und spannender.

Bundestagswahl: Baerbocks Chancen steigen, je mehr die Union zankt

Denn wenn die beiden Kandidaten der Unionsparteien samt ihrer Fraktionen und Parteigremien weiter in den Abgrund treiben, dann könnten die Grünen auch von Anhängern der Union als wählbar erscheinen. Schließlich gehen Baerbock und Habeck respektvoll miteinander um. Ausgerechnet die einst störrischen Protestierer pflegen die Grundtugenden des menschlichen Miteinanders. So etwas kommt an.

Die Grünen gehen mit Annalena Baerbock als Spitzenkandidatin in die Bundestagswahl.
Die Grünen gehen mit Annalena Baerbock als Spitzenkandidatin in die Bundestagswahl. © Getty Images | Pool

Eine ganz andere Frage ist, wie sich die grüne Partei in einer künftigen Koalition behaupten oder durchsetzen kann. Das Grummeln der Basis bei der frühen Entscheidung Kretschmanns pro CDU hat erahnen lassen, dass die Partei nicht alles durchgehen lassen wird. Doch erst einmal sind die Grünen auf Regierungskurs. Ganz vorn oder als Vize. Frau Baerbocks Chancen steigen, je mehr sich die Union zankt.