Die Wirtschaft ist gegen verpflichtende Corona-Tests in den Betrieben. Tatsächlich würde sie viele Richtige, aber auch die Falschen treffen.

Die Kanzlerin hat wie alle Spitzenpolitiker in dieser Pandemie Fehler gemacht. Wie könnte es anders sein in einer nie dagewesenen Lage, für die es kein Vorbild und deshalb auch kein Lösungsbuch gibt. Aber Merkel kann als eine der wenigen für sich reklamieren, von Anfang an eine klare Linie verfolgt zu haben: Es braucht harte Maßnahmen, um die Infektionszahlen so deutlich zu drücken, dass Lockerungen möglich sind. Das hat sie immer gesagt und ist immer wieder an den Ministerpräsidenten gescheitert. Allen voran NRW-Regierungschef Laschet hat stets die Linie vertreten, die ihm gerade opportun erschien.

Wenn Merkel jetzt eine Testpflicht für alle Betriebe durchsetzen will, trifft sie nicht nur die Falschen, aber auch. Und das wäre falsch. Richtig ist, dass die Selbstverpflichtung mal wieder nicht so gezogen hat wie erwünscht. Als echter Infektionsherd haben sich etwa Großraumbüros erwiesen. Wo noch viel zu oft Menschen sitzen, die zu Hause arbeiten könnten. Solchen Unternehmen Beine zu machen, ist dringend geboten. Aber darunter darf nicht der Handwerker leiden, der drei Angestellte hat, aber 100 Tests kaufen soll, wenn er nach Antigen-Schnelltests sucht. Und keine Schulung findet, die gleichwohl gefordert wird.

Dies ist ein Kernproblem der vergangenen Wochen: Die Politik kündigt richtige Maßnahmen an, für die sie aber noch gar nicht die Voraussetzungen geschaffen hat. Dazu gehört beim so wichtigen Testen im Betrieb neben der Logistik auch, die Kosten zu übernehmen. Konzerne tragen sie locker, der kurz vor der Pleite stehende Händler nicht. Letztlich wird sich auch die Eigenverantwortung der Bürger effektiver einfordern lassen, wenn ein Selbsttest beim Discounter nicht fünf Euro kostet, sondern dank Subventionen nur einen.