NRW will raus aus der Lockdown-Logik. Das ist ein gutes Konzept. Leider mal wieder übers Knie gebrochen und fragwürdig kommuniziert.
Schiebt man alle politischen und praktischen Erwägungen beiseite, zielt dieser Vorstoß der Landesregierung klar in die richtige Richtung. Negative Corona-Tests zur „Eintrittskarte“ für Geschäfte, Zoos, Kultureinrichtungen und Sportanlagen zu machen, weist einen Weg aus der ermüdenden Lockdown-Logik. Warum soll man bei einem derart minimierten Infektionsrisiko nicht einkaufen, Tiere gucken oder Fußball spielen können? Viel zu lange wurde der plötzlich zum Wundermann stilisierte Tübinger Grünen-Oberbürgermeister Palmer mit genau diesem Ansatz als Paria der Pandemiebekämpfung geschmäht.
Das Problem des NRW-Vorstoßes ist bloß, wieder einmal, ein kommunikatives und konzeptionelles. Ministerpräsident Laschet hatte noch Dienstagnacht eine „1:1-Umsetzung“ der bundesweit verabredeten Notbremse angekündigt. Davon kann keine Rede mehr sein. Und: Standen die Zeichen der jüngsten Bund-Länder-Runde mit der unseligen „Osterruhe“ nicht auf Schließen und Verschärfen? Nun das kontrollierte Öffnen. Das versteht kein Mensch mehr.
Zudem schiebt das Land zahlreichen Hotspot-Kommunen freitagmittags große Verantwortung und eine ziemliche komplexe Aufgabe zu: Sie sollen ab Montag dafür sorgen, dass man sich fürs gesellschaftliche Leben freitesten kann. Ob die Kapazitäten reichen? Und lautete bislang die Mahnung an die Bürger, Mobilität müsse verhindert werden, gibt es nun sogar einen Anreiz, mit der Straßenbahn zum nächsten Testzentrum zu fahren. Eine digitale Schnittstelle für den digitalen Heimtest lässt ja weiter auf sich warten. So wirkt das alles gefährlich eilig übers Knie gebrochen.