Das Land hält selbst in Hotspots gegen den Willen vieler Kommunen an Präsenzunterricht fest. Dieser Streit untergräbt Vertrauen.
Es ist eine gefährliche Kraftprobe, in die sich Landesregierung und Kommunen ausgerechnet zu Beginn der dritten Corona-Welle begeben haben. Dortmund hält die Rückkehr zum Präsenzunterricht für unverantwortlich. Duisburg ebenso. Auch Bochum ist nicht überzeugt. Es ist ja auch kaum von der Hand zu weisen, dass die Geschäftsgrundlage für Schul-Öffnungen längst weggebrochen ist: Die verlässliche wöchentliche Corona-Testinfrastruktur für alle Kinder kommt nicht, eine rasche Impfung von Lehrern verhindert der Astrazeneca-Stopp, die erhoffte "stabile" Infektionslage hat sich in eine dritte Welle verwandelt.
Doch die großen Ruhrgebietsstädte holen sich beim Land ebenso eine Abfuhr wie der Hotspot Düren. Dort regiert ein freundlicher CDU-Landrat, der sich erklärtermaßen n i c h t auf Kosten der angeschlagenen Landesregierung profilieren will. Es brodelt in der Bildungslandschaft. Die Kommunalvertreter müssen sich vor verunsicherten Eltern und Lehrern verantworten. Erste Schulleiter gehen bereits zum Boykott von Dienstanweisungen über und schicken die Kinder eigenmächtig zurück in den Distanzunterricht.
Macht bald jeder, was er will? Ministerpräsident Laschet muss einen Dammbruch fürchten. Der gerade zwei Wochen alte Öffnungsplan von Bund und Ländern ist längst ein Dokument des Scheiterns: Die einen beklagen zu Recht, dass die damals verabredete „Notbremse“ ab einer 100er-Inzidenz vor Ort gar nicht gezogen wird. Laschet behauptet zwar Gegenteiliges, doch in den NRW-Hotspots wird trotzdem weiter unterrichtet, frisiert und eingekauft. Andere sehen - natürlich genauso zu Recht - all ihre Hoffnung auf baldige Rückkehr von Gastronomie, Kultur, Sport oder Urlaub übel getäuscht. Daraus wird zu Ostern wohl nichts. Land und Kommunen müssen sich nun zusammenraufen, um das schlechte Corona-Krisenmanagement nicht weiter zu chaotisieren.