Montag öffnen die Friseure, und am Samstag will die Polizei Ansammlungen im Freien auflösen. Das Land schwankt zwischen Hoffen und Bangen.

Allem Anschein nach sinkt die Zahl der Corona-Toten, weil immer mehr über 80-Jährige geimpft sind. Das ist endlich einmal eine positive Nachricht in Zeiten, die für viele weiterhin sehr beunruhigend sind. Viele fragen sich: Ist es richtig, jetzt wieder Läden und öffentliche Einrichtungen zu öffnen? Oder sollen wir lieber warten, weil die Inzidenzen schon wieder steigen?

Für beide Positionen gibt es gute Argumente. Und jeder weiß, dass jede staatliche Entscheidung schwere Folgen für die Wirtschaft und Arbeitsplätze, fürs seelische Wohlbefinden, für die Bildung besonders benachteiligter junger Menschen, aber eben auch für die Gesundheit nach sich zieht.

Kein Wunder, dass darum rund eine Hälfte unserer Gesellschaft lockern will, die andere möchte das Gegenteil. Und man sieht an den Äußerungen von Politikern, wie gern sie eine Seite bedienen wollen.

Die Bürger wollen jetzt klare Perspektiven

Doch allein auf Stimmungen zu spekulieren, hilft niemandem. Ehrlicher und besser ist es, wenn es nun klare Perspektiven für die Menschen gibt.

Es darf nicht sein, dass die Brexit-Briten schon im Juni wieder in den Urlaub fliegen dürfen, während hierzulande noch über Impf-Prioritäten debattiert wird. Es ist die verlorene Zeit beim Impfen, die fassungslos und ärgerlich macht.

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Nachdem die Ü80 fast durch sind, sollte es längst an die nächsten Gruppen gehen. Doch genau hier scheint kaum etwas vorbereitet. Wer sich etwa bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein für die zweite Gruppe anmelden will, landet im Nirwana. Schwerkranke oder pflegende Angehörige fliegen aus dem System. Irrsinnig ist dabei, dass eine bereits verwendete E-Mail-Adresse nicht ein zweites Mal genutzt werden kann. Diese Kinderkrankheiten des Anmeldeverfahrens sind also auch nach Wochen nicht kuriert.

Der Druck auf die Regierung wird immer stärker

Die Bundesregierung, die in den ersten Monaten der Pandemie so viel Lob für ihren Weg erhalten hat, gerät nun immer stärker unter Druck. Sie kann nur wieder Punkte sammeln, wenn sie einen klaren und nachvollziehbarer Plan aus dem Lockdown vorlegen kann. Das Festhalten an der Zahl 35 wird dabei kaum möglich sein.

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Wenn nämlich zugleich die Todeszahlen weiter sinken, dann sollte ein Weg möglich sein, der das Virus ernst nimmt, aber eben auch Öffnungen und mehr Freiheiten erlaubt.