In den nächsten zehn Jahren wird rund ein Viertel der Kirchen in NRW geschlossen. Für die Folgenutzungen werden gute Ideen gebraucht – und Geld.

Einen Adventskalender zum Beginn des neuen Kirchenjahres gibt es auch bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Im Dezemberheft der Zeitung „Monumente“ lautet der Appell: „Rettet die Dorfkirchen!“ Es folgen: 24 Porträts von Dorfkirchen. 20 davon liegen in den fünf neuen Bundesländern. Also in wenn nicht von Gott, doch zumindest vom Christenmenschen weitgehend verlassenen Gegenden. Keine der vorgestellten Kirchen liegt in NRW.

Fast scheint es, als sei der massive Rückzug der großen christlichen Kirchenaus der Architektur und Baugeschichte der Städte und Dörfer weder bei der Denkmalstiftung noch beim Land NRW erkannt. Gewiss, es gibt Millionen für den Denkmalschutz – doch die gehen an die Dombauhütten. Für Bauwerke, die die Kirche bis zum jüngsten Tag betreiben wird.

Man mag zur Kirche stehen wie man will: Dass sie entschieden hat, ihr Geld nicht zu großen Teilen in den Erhalt (meist) ungenutzter Gebäude zu stecken, ist nachvollziehbar: lieber lebendiges Christentum erhalten als tote Steine.

Beschwört Politik das christliche Abendland nur in Sonntagsreden – oder zahlt sie auch?

Die Frage ist somit eine der Gesamtgesellschaft: Beschwört die Politik das christlich geprägte Abendland nur in Sonntagsreden – oder ist sie bereit, für den Erhalt von Kirchen Geld auszugeben? Sind im Gegenzug die Kirchen bereit, zu akzeptieren, dass der, der zahlt, auch bestimmt? Erträgt sie es, dass ihre Bauhistorie sich wandelt, womöglich zu Sporthallen, Diskotheken und Moscheen wird? Wer sich von denkmalgeschützten Gebäuden trennen muss, weil er ihren Erhalt nicht zahlen kann, muss akzeptieren, dass neue Eigentümer auch über den Nutzen bestimmen.

Ein schwacher Trost für alle Freunde von Kirchen, sei es aus historischem Interesse, aus persönlichem Sentiment oder gelebten Glauben: Von Stonehenge bis zur Akropolis, von der Cheops-Pyramide bis zum Machu Picchu hat sich gezeigt: Steinerne Zeugen der Religionen überleben am längsten, länger als der Ritus, länger als heilige Schriften, länger sogar als Religionen selbst.