Der drohende Machtverlust in Dortmund wird das ohnehin angeknackste Selbstvertrauen der Sozialdemokraten weiter untergraben.

Politischer Paukenschlag in Dortmund: Der überraschende Schulterschluss der örtlichen Grünen mit der CDU und deren OB-Kandidat Andreas Hollstein dürfte die SPD weit über die Stadt hinaus in Schockstarre versetzen. 74 Jahre lang stellten die Sozialdemokraten den Oberbürgermeister in der größten Ruhrgebietskommune, der SPD-Legende Herbert Wehner einmal den schönen Beinamen „Herzkammer der Sozialdemokratie“ verlieh. Wenn die Rechnung von CDU und Grünen am Sonntag aufgeht, wird von dieser Herzkammer bald nicht einmal mehr ein leichtes Flimmern ausgehen.

Kluft zwischen SPD und Grünen

Natürlich: Kommunalpolitische Weichenstellungen lassen nur begrenzt Rückschlüsse auf landes- oder bundespolitische Trends zu. Lokale Ereignisse dominieren in der Regel die politische Willensbildung vor Ort. In Dortmund ist die Kluft zwischen SPD und Grünen auch das Ergebnis eines langen Entfremdungsprozesses. Lachender Dritter ist dort die CDU, auch weil sie offenbar geschickter verhandelt hat.

Der drohende Verlust ihrer Symbol-Stadt Dortmund wird das ohnehin angeknackste Selbstvertrauen der Sozialdemokraten in Deutschland jedenfalls weiter untergraben. Die Dortmunder Botschaft lautet: Nirgendwo kann sie sich politischer Mehrheiten mehr sicher sein. Vor der SPD liegt ein steiniger Weg.