Berlin. Tausende demonstrierten in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen – und duldeten Nazis in ihren Reihen. Demokratie muss sich gegen Extremisten wehren.
Sie behaupten, dass sie in einer Diktatur leben – sie berufen sich aber gleichzeitig auf das Demonstrationsrecht, das es in einer Diktatur natürlich nicht gibt.
Sie wittern in unserem Staat Unterdrückung, bedienen sich aber gern eines Verwaltungsgerichtes, um ihre Rechte einzuklagen. Sie legen ein Hygiene- und Abstandskonzept vor, was sie sogleich missachten. Sie wettern gegen die Impflicht, obwohl die meisten von ihnen genau deswegen ganz gut und gesund durchs Leben gekommen sind.
Sie sehen in Microsoft-Chef Bill Gates einen Weltverschwörer, bedienen sich aber wie selbstverständlich des Internets. Sie rufen laut nach „Freiheit“, aber sie lassen jede Menge Nazis mitlaufen, die von einem freiheitlichen Staat überhaupt nichts halten.
Institutionen des Gemeinwesens werden abgelehnt
Es ist verrückt bis bizarr, was die Demonstranten in Berlin am Samstag auf die Straße trieb. So wirr und verschieden diese Truppe auftritt, so eint sie doch eines: Sie lehnen sämtliche Institutionen unseres Gemeinwesens ab. Und in ihrer Ablehnung geht es nicht allein um die Corona-Maßnahmen.
Überall in der Politik („die stecken alle unter einer Decke“), Wirtschaft („die Reichen planen die Weltherrschaft“), in der Kultur („alles Linke und Gutmenschen“) oder in den Medien („alle von Merkel gesteuert“) sehen sie eine Gefahr.
Corona-Protest in Berlin: Nur ein kleiner Haufen
Nur die Protestierer selbst gestehen sich natürlich den vollen Durchblick zu. Sie sehen sich als Erleuchtete, die gegen verschworene Mächtige kämpfen.
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Mit rationalen Argumenten kommt man gegen so eine Weltsicht nicht an. Tröstlich ist allein, dass einige Zehntausend Menschen gegen 80 Millionen Bundesbürger nur ein kleiner Haufen sind. Dennoch: Der Unmut zeigt, dass Corona nicht nur dem Gesundheitssystem eine Menge abverlangt, sondern auch der gesellschaftlichen Diskussion.
Alle demokratischen Kräfte müssen da mithelfen. Wo es keine Toleranz geben darf, ist bei Nazis und anderen Radikalen. Sie nutzen die spinnerten Protestanten längst für ihre üblen Zwecke. Der Angriff auf den Reichstag spricht Bände. Unsere Demokratie muss sich mit aller Härte wehren.