Die Zahl der Studierenden wächst, doch zugleich sinkt die Zahl Bafög-Empfänger. Das zeigt: Die Förderbedingungen sind nicht mehr zeitgemäß.
Jahr für Jahr stieg der Zahl der Studierenden. Seit 2005 ist ihre Zahl um die Hälfte gewachsen und liegt aktuell bei bundesweit knapp drei Millionen. Zu erwarten wäre, dass zugleich immer mehr bedürftige Studierende Bafög bekommen. Mit der jüngsten Reform wollte die Bundesregierung bis zum Herbst eigentlich 100.000 Schüler und Studenten mehr unterstützen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das sechste Jahr in Folge sinkt die Zahl der Geförderten. In NRW um 6,4 Prozent, im Vorjahr waren es knapp sieben Prozent. Was läuft hier falsch?
Bafög passt nicht mehr zur Studienrealität
Die Ausbildungsförderung hat schlicht nicht Schritt gehalten mit der Lebensrealität vieler Studierender. Den Standard-Studenten, der Vollzeit zur Uni geht und sein Examen in der Regelstudienzeit ablegt, gibt es immer seltener. Verschiedene Lebensentwürfe, Praktika, Auslandsaufenthalte, Kinder, Berufsausbildung, Pflege von Angehörigen – es gibt zahlreiche Gründe, ein Studium flexibler anzugehen. Die starren Bafög-Regelungen lassen das aber nicht zu.
Die Coronakrise verschlimmert den fatalen Trend, da Nebenjobs und Eltern die Finanzlücke oftmals nicht wie zuvor füllen können. So verliert das Bafög seine Funktion als zentrales Instrument eines chancengerechten Zugangs zur Hochschulbildung. Die Politik muss endlich den Mut zu einer umfassenden Reform der Bildungsförderung finden.