Spanien hat Juan Carlos die Demokratie zu verdanken. Nun flüchtet er aus seinem Land. Das tragische Ende einer politischen Monarchen-Karriere.

Wer nach Spanien in den Urlaub fährt, bekommt meist nichts mit von der inneren und politischen Spaltung des Landes. Der Tourist erfährt auch nichts von den vielen Massengräbern überall im Land, auch an der Costa Blanca oder auf Mallorca. Sie sind Zeugnis von der Zeit, als General Francisco Franco seine Landsleute brutal unterdrückte und Andersdenkende ermorden ließ.

Mit Hitlers Hilfe kam Franco 1936 an die Macht, die er bis zu seinem Tod 1975 nicht abgab. Spanien war (wie Portugal bis 1974) eine Diktatur in Europa.

Dass Spanien heute eine Demokratie ist, ist König Juan Carlos zu verdanken. Er, den Franco zu seinem Nachfolger hatte erziehen lassen, bewies vor 45 Jahren Mut und Instinkt. Als König setzte er auf „Transición“, auf Übergang. Erster demokratischer Ministerpräsident wurde Adolfo Suárez.

Sein Amnestiegesetz ließ Franco-Anhänger unbehelligt

Dass ausgerechnet dieser Juan Carlos nun aus dem Land flüchtet, weil er offenbar geldgierig ist, wirkt wie eine Ironie der Geschichte. Aber auch als Beleg dafür, dass dem Menschen eben gute wie schlechte Seiten innewohnen.

Dass man Demokratie nicht einfach anknipsen kann, ahnte Juan Carlos damals wohl. Sein Amnestiegesetz ließ die vielen Franco-Unterstützer unbehelligt – und die zahllosen Opfer empört und allein.

Anders als bei uns in Deutschland, wo die Diktatur von außen militärisch besiegt wurde und immerhin ab den 60er-Jahren eine Aufarbeitung darüber begann, wie es zur Herrschaft der Nazis und des Terrors kommen konnte, sparte die „Transición“ diese so wichtige gesellschaftliche Diskussion komplett aus. Die katholische Kirche, die nach wie vor einen großen Einfluss etwa in den Schulen hat, sorgte mit dafür, dass nach wie vor ein „Pakt des Schweigens“ in dem Land herrscht. Und wer einmal Kontakt mit der paramilitärischen „Guardia Civil“ hatte, der spürt, wie stark das Obrigkeitsdenken weiter verankert ist. Auch in der Politik stehen sich Rechte und Linke unversöhnlich gegenüber, eine „Große Koalition“ gab es nie.

Dunkle Vergangenheit wird aufgearbeitet

Immerhin macht sich das coronagebeutelte Spanien gerade daran, die dunkle Vergangenheit endlich aufzuarbeiten. Sie ist notwendig für eine starke Demokratie.

Juan Carlos kann bei diesem Prozess nichts mehr leisten, wohl auch sein Sohn Felipe nicht. Die Monarchie hat ihre Zeit hinter sich. Eine Demokratie braucht sie nicht.

Viel wichtiger ist, dass Europa die Spanier in ihrer schwierigen Lage nicht hängenlässt. Denn wenn Europa nicht beispringt, tun es nur wieder die Falschen.