Ein Mann wie Thilo Sarrazin hat in einer Partei wie der SPD nichts verloren. Warum gelingt der Rauswurf erst jetzt?
Die SPD schmeißt Thilo Sarrazin aus der Partei. Zehn Jahre, nachdem sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ erschienen ist. Deutschland hat sich trotz Euro-, Flüchtlings- und Coronakrise nicht abgeschafft. Aber das gesellschaftliche Klima hat sich verändert. Sarrazin hat die Tür geöffnet, durch die in der Zeit danach die AfD marschiert ist.
Er hat Unsagbares sagbar werden lassen und die als Kritik verschleierte Islamfeindlichkeit salonfähig gemacht. Er hat den Opfer-Sound erfunden, der heute zum Standard-Repertoire der AfD gehört: das Lamentieren über die angeblich fehlende Meinungsfreiheit, die er wie auch die seine Geschwister im Ungeiste mit Widerspruchsfreiheit verwechselt. Jeder Bürger kann sagen, was er will, Sarrazin hat das zur Genüge in Talks-Shows getan und sich eine goldene Nase mit den Büchern verdient.
Misstrauen und Angst gesät
Eine SPD kann nicht Heimat eines Mannes sein, der Misstrauen und Angst sät, bei dem Ausgrenzung zum Geschäftsmodell gehört. Es ist folgerichtig, dass die SPD ihn rausgeschmissen hat. Man fragt sich: Warum erst jetzt?