Der türkische Präsident Erdogan spielt bei seinem schwelenden Konflikt mit Griechenland mit dem Feuer – und nicht nur dort.

Was derzeit an der Südostflanke der Nato geschieht, treibt Außenpolitikern den Schweiß auf die Stirn. Der schwelende Streit um Bodenschätze in der Region könnte sich im schlimmsten Fall zu einem bewaffneten Konflikt zwischen den Nato-Partnern Türkei und Griechenland hochschaukeln.

Die Türkei auf der einen, Griechenland und Zypern auf der anderen Seite streiten um die Ausbeutung von Gasvorkommen vor der zypriotischen Küste, in der Ägäis kreuzen griechische und türkische Kriegsschiffe. Die EU, in der die Türkei immer noch als Beitrittskandidat gehandelt wird, hat sich eindeutig positioniert und türkische Explorationsbohrungen scharf verurteilt.

Von Erdogan ist keine Mäßigung zu erwarten

Im Schatten dieses Konflikts schwelt ein weiterer, in den auch Israel involviert ist. Israel, Zypern und Griechenland haben den Bau einer Gaspipeline vereinbart. Die Türkei wiederum hat ein völkerrechtswidriges Seeabkommen mit der von den UN anerkannten libyschen Regierung Sarradsch geschlossen, mit dem sie Zugriff auf die Regionen bekäme, durch die die EastMed-Pipeline gezogen werden soll. Dieses Abkommen gilt als einer der wesentlichen Gründe für die türkische Intervention in den Krieg in Libyen. Als Reaktion führte Israel im Mai erstmals Manöver im griechischen Süden von Zypern durch.

Washington hat kein Interesse an einer Befriedung

Die Türkei unter ihrem despotischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan spielt ein brandgefährliches geopolitisches Spiel. Im Gasstreit legt sich Ankara mit Griechenland, Israel und Zypern sowie der EU an. In Syrien und Libyen mit Russland, zudem provoziert Erdogan durch seinen Feldzug gegen den libyschen Warlord Haftar ein Eingreifen Ägyptens. All diese Konflikte haben das Zeug dazu, aus schwelenden Konflikten einen unkontrollierbaren Flächenbrand entstehen zu lassen.

Von Erdogan ist Mäßigung nicht zu erwarten. Wer kann ihn stoppen? Am ehesten wäre dazu der amerikanische Präsident in der Lage. Aber in Washington sitzt ein Egomane, der an friedensstiftender Geopolitik kein Interesse hat. Ein außenpolitisch vereintes und starkes Europa wäre wichtiger denn je, um den Frieden bewahren zu können.