Mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht kann der rechte Sumpf in der Bundeswehr nicht ausgetrocknet werden. Dazu braucht es andere Maßnahmen.

In den neunziger Jahren feiern Fallschirmjäger in der Franz-Josef-Strauß-Kaserne im bayerischen Altenstadt regelmäßig Hitlers Geburtstag unter Hakenkreuzfahnen. Der Rechtsterrorist Manfred Roeder hält einen Vortrag an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. In Detmold machen Soldaten Jagd auf Türken, in Dresden zünden Panzergrenadiere ein Flüchtlingsheim an.

Mitte der neunziger Jahre leistet auch Uwe Mundlos seinen Wehrdienst ab. Obwohl er seine rechtsextremistische Gesinnung offen zur Schau trägt, wird er an der Waffe ausgebildet und bei seinem Ausscheiden zum Obergefreiten der Reserve befördert. Mundlos wird später einer der terroristischen Serienmörder des NSU. Kurz: Wer glaubt, mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht könne der rechtsextremistische Sumpf in der Bundeswehr ausgetrocknet werden, muss die vergangenen Jahrzehnte unter einem Stein verbracht haben.

Natürlich muss eine neue Wehrbeauftragte Duftmarken setzen. Aber der Vorstoß von Eva Högl ist einfach hanebüchen. Erstens kann eine Wehrpflichtarmee mangels Professionalität nicht den Aufgaben gerecht werden, die von einer modernen Armee verlangt werden. Zweitens könnte die Wehrgerechtigkeit bei einer Truppenstärke von rund 180.000 nicht ansatzweise gewährleistet werden. Drittens würde das Grundproblem nicht im Ansatz gelöst werden.

Würde die Wehrpflicht wieder eingeführt, würde die Bundeswehr auch dann überproportional viele Rechte anziehen. Wer keine Lust auf Waffen und Uniformen hat, würde wie früher Zivildienst leisten. Die Bundeswehr war in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Querschnitt der Gesellschaft. Das wird sie aber nie wieder sein.

Um den rechten Sumpf in der Truppe auszutrocknen, braucht es eine stärkere Kontrolle – nicht nur durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD), sondern durch unabhängige Stellen. Es braucht mehr Ausbildungsinhalte, mit denen das geschichtliche Bewusstsein und die demokratische Grundhaltung der Soldaten gestärkt werden. Und es braucht mehr Anerkennung und Bestärkung für diejenigen Soldaten, die den Mut haben, rechte Umtriebe in der Truppe melden.