Düsseldorf. Die Lage im Kreis Gütersloh ist ernst. Laschet muss zeigen, dass er ein guter Krisenmanager ist. Und Clemens Tönnies muss sich warm anziehen.

„Verantwortungsvolle Normalität“ – Die Lieblingsformulierung der NRW-Landesminister in den vergangenen Wochen wird gerade von der Wirklichkeit eingeholt. Die gefährliche, weil unübersichtliche Entwicklung in Gütersloh und angrenzenden Kreisen mit riesigen Infektionszahlen zeigt, wie wenig „normal“ die Lage ist. Es ist zwar leicht, die Ursache einzugrenzen. Die Hauptschuld daran trägt offenbar eine einzelne Firma im Kreis Gütersloh: Tönnies. Aber dieses große Infektionsgeschehen hat das Potenzial, weite Teile Westfalens zu Corona-Hotspots zu machen.

Das System Tönnies scheint am Ende zu sein

Armin Laschet muss nun unter Beweis stellen, dass er akutes Krisenmanagement so gut beherrscht wie Lockerungen. Die Behörden in Gütersloh und Umgebung haben Mühe, die Quarantäne zu überwachen. Angesichts der vielen Wohnorte der Arbeiter, der Sprachprobleme und der großen Zahl der Infizierten kommen sie ohne Landes-Hilfe nicht klar.

Clemens Tönnies aber, der Mann, der das Menschen verachtende System der Werkvertragarbeiter in der Fleischindustrie perfektionierte, muss sich warm anziehen. Wenn es sich erhärtet, dass seine Firma den Hygiene-, Gesundheits- und Arbeitsschutz missachtet und damit die Krise ausgelöst hat, ist das ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Das System Tönnies hat lange keinen interessiert. Nun scheint es zum Glück am Ende zu sein. ​