Schuldzuweisungen ohne eine Ahnung, was passiert ist. Die Reflexe nach den Corona-Fällen bei Tönnies sind alt bekannte.
Immer mal wieder stellen einflussreiche Menschen in NRW andere, die nicht die kleinste Chance zur Gegenrede haben, an den Pranger und schüren Ressentiments. Ist das zu theoretisch? Dann die Beispiele dazu:
Da sagte Clemens Tönnies, Chef des größten deutschen Schlachthofs und Schalke-Aufsichtsratschef: „...dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Der rassistische Satz stammt von jenem Mann, in dessen Fabrik jetzt Hunderte Coronafälle gezählt werden und der schon kurz nach Bekanntwerden des Ausbruchs verbreiten ließ, wahrscheinlich hätten Osteuropäer das Virus eingeschleppt.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet machte sich diese These vom durch Bulgaren und Rumänen importierten Virus zunächst zu eigen, ohne zu wissen, was geschehen ist.
„Sie wissen nicht, was sie tun“
Mit dem Finger auf andere zeigen: Das erinnert an Jürgen Rüttgers, Ex-NRW-Ministerpräsident, der 2009 bei einem Wahlkampfauftritt über Osteuropäer herzog: „Im Unterschied zu den Arbeitnehmern im Ruhrgebiet kommen die in Rumänien nicht morgens um sieben zur ersten Schicht und bleiben bis zum Schluss. Sondern sie kommen und gehen, wann sie wollen, und sie wissen nicht, was sie tun.“
Bei Rüttgers war es die schiere Frechheit. Bei Laschet, der ein überzeugter Europäer ist und bisher nie als Fremdenfeind auffiel, ist es ein Schritt ins Fettnäpfchen. So gedankenlos sollte ein potenzieller Kanzlerkandidat nicht daher plappern. Immerhin nahm er den unbedachten Satz später wieder zurück.
Es ist unerhört, reflexartig ausgerechnet die zu verdächtigen, die unter unwürdigsten Bedingungen in der Fleischindustrie ausgebeutet und in vielen Fällen mit fiesesten Tricks um ihren Lohn gebracht werden.