Essen. Nach acht Wochen der Kita-Betreuung brauchen Eltern mehr als Zusicherungen und Verständnis. Sie brauchen eine zuverlässige Betreuung
Vom Vorkämpfer zum Vorsichtigen: NRW-Familienminister Joachim Stamp hat in den vergangenen Tagen eine ordentliche Kehrtwende gemacht und damit viele Eltern vor den Kopf gestoßen. Erst konnte dem Minister die schrittweise Öffnung der Kitas nicht schnell genug gehen, so dass er dem Bund gar mit einem Alleingang Nordrhein-Westfalens drohte. Dann präsentierte Stamp ein Konzept, bei dem Hunderttausende Kinder bis zu den Sommerferien ihre Kita nur vereinzelt mal von innen sehen.
Betroffene Eltern hängen in der Luft. Sie müssen seit acht Wochen Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung stemmen. Urlaubstage sind aufgebraucht, Nerven liegen blank. Es sind nicht zuletzt die jüngsten Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen, die bei Eltern das Unverständnis weiter wachsen lässt: Fußballspiele dürfen wieder stattfinden, Restaurants wieder öffnen, Zoos wieder besucht werden - aber die frühkindliche Bildung der Kleinsten ist in weiten Teil nicht machbar. Dass mancher Bürger es in der Öffentlichkeit nicht mehr so genau beim Mindestabstand nimmt, sorgt für weiteren Verdruss.
Stamp hat keine einfache Aufgabe zu bewältigen. Es gilt den in dieser Pandemie ja immer noch notwendigen und wichtigen Infektionsschutz mit den Nöten der Eltern, den Sorgen der Träger und den Bedürfnissen der Kinder zu vereinen. Das ist ein schwieriger Balanceakt. Und doch muss er dem Minister gelingen. Die Eltern brauchen keine Perspektive für die kommenden Wochen, sie brauchen akut Unterstützung.