Die Corona-Krise reißt Versorgungslücken in der häuslichen Pflege auf. Die Gesellschaft ist gefordert, über krisenfeste Alternativen nachzudenken.
In der Corona-Krise zeigen sich Stärken und Schwächen der deutschen Sozialsysteme wie unter einem Brennglas. Die positive Nachricht: Vor allem im internationalen Vergleich überwiegen die Stärken. Das gilt ausdrücklich auch für die Pflege. Die Betreuung Pflegebedürftiger mit einem Mix aus stationären und ambulanten Angeboten, finanziert aus einer umlagebasierten Versicherung setzt Maßstäbe.
Andererseits ist Pflege in Deutschland eine sehr teure Angelegenheit. Nicht erst seit Corona weiß man, dass das System unterfinanziert ist und die Pflegeversicherung in Wahrheit nicht mehr als einen Teilkaskoschutz bietet. Man darf also gespannt sein, welche Lösungen präsentiert werden, falls es infolge der Corona-Krise tatsächlich zu der vielfach geforderten und unbestritten gerechtfertigten finanziellen Aufwertung der Pflegeberufe kommen sollte.
Die Pflege zuhause steht zusätzlich unter Druck. Der Corona-Lockdown bringt das System der Schattenwirtschaft Abertausender häuslicher Helferinnen aus dem Ausland an seine Grenzen. Für viele Familien stellt diese Art der Rund-um-die-Uhr-Betreuung aber die einzige bezahlbare Lösung für die Pflege ihrer Angehörigen dar. Doch ob Pflege gelingt, darf nicht von der Grenzpolitik einzelner Länder abhängen. Politik und Gesellschaft sind gefordert, über krisenfeste Alternativen nachzudenken.