In fast zehn Jahren und 183 Verhandlungstagen wird niemand für die 21 Toten bei der Loveparade verurteilt. (Mit-)Schuldig aber sind viele.
Natürlich ist es schwer auszuhalten, für die Hinterbliebenen zumal und für alle Traumatisierten, die bis heute nicht zurück ins Leben gefunden haben: dass für die Tragödie der Loveparade strafrechtlich niemand verurteilt wird. Nie mehr. Kein Täter, obwohl 21 Menschen tot sind und mehr als 650 verletzt wurden, kein „Bösewicht“, wie der Vorsitzende Richter sagt, den man hätte ausmachen können, auf den die Betroffenen ihre Wut werfen könnten.
Und dennoch ist es nicht so, dass die Richter keine Schuldigen gefunden hätten. Sie fanden sogar viele. Nicht im juristischen Sinne vielleicht, aber soviel wurde deutlich im Einstellungsbeschluss und noch mehr zwischen den gedruckten Zeilen: Die Schuld der zuletzt drei Angeklagten mag nach der Strafprozessordnung „gering“ sein, aber aus Sicht der Strafkammer ist sie doch da. Und sie waren nicht allein: Polizisten, Feuerwehrleute, Stadtbedienstete, sie alle waren bei Planung wie Umsetzung dabei, machten Fehler, im Vorfeld und am Tag selbst. „Vorhersehbar“, „vermeidbar“, wie oft sind am Montag diese Worte gefallen: Aber wer hat vorhergesehen und erst recht vermieden? Es war ein „kollektives Versagen“.
Dass man das heute weiß, ist das wesentliche Ergebnis dieses Prozesses. Es war seine Aufgabe. Das Gericht hatte versprochen aufzuklären, und es gibt jetzt ein sehr klares Bild davon, wann welche Rädchen wo nicht ineinandergriffen oder falsch. Vielleicht ist es nicht gerecht, nicht alle Rädchen zu Verantwortung zu ziehen. Nur drei zu bestrafen, aber auch nicht.