Nur wenige Menschen machen wegen Corona Gebrauch von ihrem Recht auf Stundung der Miete. Ihre Zahlungsmoral ist höher als die großer Händler.
Die letzte Ladentür war wegen der Corona-Pandemie noch nicht ganz geschlossen, da verschickten Handelsketten bereits Briefe und kündigten an, ihre Mietzahlung auszusetzen. Die Empörung – auch in der Politik – war so groß, dass Firmen wie Adidas und Deichmann zurückruderten.
Ganz anders die Millionen von Mietern in Deutschland, die ihre Zähne zusammenbeißen und weiter brav ihre Miete bezahlen – trotz Kurzarbeit, trotz womöglich drohender Arbeitslosigkeit. Die eigene Wohnung ist in diesen gespenstischen Corona-Zeiten der einzige Ort, an dem sie sich frei bewegen können, in der sie ihren Familienmitgliedern nahe sein können und nicht ausweichen müssen.
Die Menschen sparen auch in normalen Zeiten eher am Essen, an Kleidung oder Vereinsmitgliedschaften, bevor sie riskieren, die Miete für die eigenen vier Wände nicht mehr bezahlen zu können.
Diese Sehnsucht nach einem geschützten Raum haben inzwischen auch die großen Immobilienkonzerne erkannt. Schon einige Zeit vor Corona schlagen Börsenunternehmen wie Vonovia und LEG leisere, ja sozialere Töne an. Aus eigener Einsicht, aber auch, weil Investoren inzwischen mehr verlangen als Gewinnmaximierung – nämlich Nachhaltigkeit und Menschlichkeit. Corona versetzt die Welt in Angst. Das Virus öffnet aber auch den Blick für Werte wie soziale Balance und Gerechtigkeit.