Essen. Ein Besuchsverbot in Alten- und Pflegeeinrichtungen ist für alle Beteiligten grausam. Dennoch gibt es derzeit dazu keine Alternative
Ein Besuchsverbot in Alten- und Pflegeeinrichtungen ist grausam. Alte Menschen, die in ihrer Not einsam bleiben, die womöglich nicht mehr verstehen können, warum sie geliebte Angehörige und Freunde, die ihr ganzes Leben begleitet haben, nun nicht mehr sehen dürfen. Vollends unerträglich wird die Situation, wenn die alten Menschen schwer krank werden oder gar sterben und die Angehörigen nicht zu ihnen dürfen. Nicht nur für die Betroffenen ist dies eine unmenschliche Härte, auch für die Familie, die sich nicht mehr verabschieden kann, ist die erzwungene Trennung eine immerwährende Qual.
Krise als Auftrag für eine bessere Gesundheitspolitik
Dennoch gibt es derzeit keine Alternative zu der Maßnahme. Nur durch ein konsequentes Besuchs- und Kontaktverbot lässt sich die Zahl der Infizierten senken. Die Pandemie wirft dadurch ein Schlaglicht auf bisher Versäumtes. So sind nach Auskunft von Experten stationäre Pflegeeinrichtungen im Gegensatz zu Krankenhäusern nicht Teil bestehender Pandemiepläne. Daher fehlt es an Schutzmaterialien, Notfallplänen und Personal. So kommt es, dass ausgerechnet Altenheime zu Orten mit einem extrem hohen Infektionsrisiko wurden.
Doch wenn die Versorgung der Pflegebedürftigen in den Heimen und durch die ambulanten Dienste in Folge der Coronakrise zusammenbrechen würde, wäre das gesamte medizinische Versorgungssystem wohl schnell am Ende. Dass die Krise nun die Schwächen des gesamten Gesundheitssystems beleuchtet, muss ein Auftrag für die Gesundheitspolitik der Zukunft sein.