Essen. Wegen der Schulschließungen erleben viele Schüler statt eines geregelten Alltags nun ein Familienchaos. Die Jugendämter müssen hinsehen

Die Schulschließungen verschärfen den ohnehin tiefen sozialen Graben in der Bildung noch weiter. Daran krankt das deutsche Schulsystem seit Jahrzehnten, und durch die Coronakrise wird diese Schwäche nun wie unter einem Brennglas erneut sichtbar. Die tiefe Kluft zwischen gut situierten und gebildeten Eltern, die ihre Kinder oft ehrgeizig unterstützen und fördern und jenen, die das weder finanziell noch intellektuell können oder wollen, wird immer tiefer. Die bildungspolitischen Entscheidungen der Vergangenheit haben nicht dazu geführt, daran etwas grundlegend zu ändern.

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Die Lehrkräfte tun derzeit, was sie können, erstellen Lernpläne, halten Kontakt zu den Schülern per Telefon, E-Mail und notfalls auch per Post. Doch wenn sie keine Antwort bekommen, sind ihnen die Hände gebunden. Manche Schulleiter sagen offen: Ich habe Angst um meine Schüler.

Die soziale Kluft wird größer

Die Jugendämter sind jetzt gefordert, aufmerksam zu sein und die Familien zu unterstützen. Sie wissen, wo die Probleme liegen, sie kennen die Familien. Wenn die Krise irgendwann vorbei ist und die Schüler wieder in die Klassen strömen, können viele Lehrer nicht einfach den versäumten Stoff nachholen. Sie müssen zunächst auffangen und aufarbeiten, was die Kinder in den Wochen zuvor erlebt haben. Das kostet Zeit und Mühe. Zeit, die die Kluft zu den Altersgenossen in den besseren Vierteln weiter vergrößert.