Schulen, Restaurants, Bolzplätze: NRW bessert beinahe tägliche seine Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus nach. Muss das sein?
In einer Ausnahmesituation wie einer Pandemie fährt die Politik wohl zwangsläufig „auf Sicht“. Was gestern noch als übertrieben abgelehnt wurde, gilt heute als zwingend notwendig. Zur Erinnerung: In Mönchengladbach, gerade 30 Kilometer von bundesweiten Corona-Hotspot Heinsberg entfernt, fand vor zehn Tagen noch ein Fußball-Spiel mit 54.000 Zuschauern statt. Jetzt soll man am besten gar nicht mehr vor die Tür treten.
Die Verantwortung der Regierenden für Leib und Leben, aber auch für Wirtschaft und gesellschaftlichen Zusammenhalt ist riesig. Da will jede Entscheidung wohlbedacht sein. Die NRW-Landesregierung muss jedoch aufpassen, dass sie mit ihren immer neuen Nachbesserungen nicht weitere Verunsicherung schürt. Gestern sollten Spielplätze ausdrücklich geöffnet bleiben, heute darf man sie nicht mehr betreten. Erst sollten Restaurants bis abends öffnen, jetzt doch nur noch bis 15 Uhr. Schul- und Kita-Schließungen galten tagelang als unverhältnismäßig, inzwischen wagt keiner mehr eine Prognose, wann sie wieder öffnen. Kommen demnächst auch noch Ausgangssperren und geschlossene Grenzen zu Belgien und den Niederlanden?
Dies und die immer neuen Varianten ohnmächtiger „Nie-dagewesen“-Rhetorik befeuern Ängste. Vielleicht schaut Deutschland im Augenblick so anerkennend zum Bayerischen Ministerpräsidenten Söder, weil der so fordernd und führend auftritt wie ein guter Arzt: Klare Diagnose, ernster Ton und Rosskur auf Rezept.