Die neue Analyse der Arbeitsagentur und die Erfahrungen in der Wirtschaft zeigen: Wir brauchen Fachkräfte – auch aus anderen Ländern.
Stichtag 1. März 2020: Für Deutschland ein durchaus historisches Datum – das „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ tritt in Kraft. Wir brauchen Menschen, die zu uns kommen, um hier zu arbeiten. Nach jahrzehntelangen zähen Diskussionen erkennt die Republik auch offiziell an, dass sie ein Einwanderungsland ist.
Und das ist gut so.
Die Wirtschaft hat Fachkräftemangel längst als ernstes Risiko erkannt. Die neue Analyse der Arbeitsagentur zeigt, welch große Probleme Arbeitgeber jetzt schon haben, geeignetes Personal zu finden. Wenn in bestimmten Berufsgruppen auf 100 offene Stellen schon heute rein rechnerisch 30 oder 40 arbeitslos gemeldete Fachkräfte kommen, hat man als Unternehmen nicht nur keine Wahl, sondern man muss froh sein, wenn eine Stelle nach langen Monaten überhaupt besetzt wird. Die Sorgen werden in den nächsten Jahren noch zunehmen und weitere Berufsgruppen und Branchen erfassen – etwa das Gastgewerbe. Der Tourismus in NRW boomt.
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Stefan Dietzfelbinger, der Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK, hat Recht, wenn er mit Blick auf das neue Gesetz eine „Willkommenskultur“ einfordert. Tumbes Geplärre von rechts ist nicht nur menschlich und moralisch völlig daneben, es schadet eben auch dem Wirtschaftsstandort. Deutschland muss zeigen, dass es ein weltoffenes Land ist, um etwa für Pflegekräfte aus Mexiko oder IT-Fachleute aus Indien attraktiv zu sein.
Zuwanderung ist freilich nur ein Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Mehr junge Leute in Ausbildung, mehr Qualifizierung (auch im Betrieb), mehr Frauen in Arbeit, mehr Teilzeitjobs, neue Chancen für Langzeitarbeitslose – das sind weitere Bausteine, an ihnen wird gearbeitet, intensiv. Mitunter ist es das Bohren dicker Bretter. Aufgeben gilt nicht.
Sicher ist aber: Allein aus dem Inland heraus wird der Kräfte-Bedarf der gerade auch wegen des Exports so starken Wirtschaft nicht zu decken und der Wohlstand des Landes nicht zu sichern sein. Dafür sorgt schon allein der demografische Wandel.
In diesem Sinne: Willkommen.