Die Gleichgültigkeit von Jugendbehörden und Familienhilfe im Fall Lügde ist entsetzlich. Keiner hat sich wirklich für den Täter interessiert.

Andreas V., der Haupttäter in den schrecklichen Missbrauchsfällen von Lügde, hatte offenbar leichtes Spiel mit den Jugendbehörden und der Familienhilfe. Sie hätten misstrauisch sein müssen, es gab viele Indizien gegen V., schon Jahre vor seiner Festnahme. Aber sie haben alle weggeschaut.

Das, was die ersten Zeugen im U-Ausschuss „Lügde“ erzählten, ist bestürzend. Nicht nur, weil da der Informationsfluss zwischen Menschen, die Kindern und Familien helfen sollen, nicht funktionierte. Nein, zu diesem organisatorischen Versagen kommt eine üble, eine unmenschliche Gleichgültigkeit. Da „betreut“ ein Mann von der Arbeiterwohlfahrt drei Monate lang diese „Familie“ auf dem Campingplatz, aber am Ende weiß er nichts über Andreas V. Der Mann ist ihm praktisch unbekannt, wie er zugeben musste. Er weiß auch nichts über die Siebenjährige, die, wie wir heute wissen, immer wieder vergewaltigt wurde. Er spricht nicht einmal mit ihr allein. Er will nicht vom Jugendamt und anderen Betreuern wissen, mit wem er es zu tun hat. Es ist ihm egal. Und keiner sagt es ihm. Was für eine „Familienhilfe“ ist das denn?

Der Beginn der Zeugenvernehmung lässt erahnen, welche Abgründe sich in diesem U-Ausschuss noch auftun werden. Es ist fast unerträglich.